Schönheit ist für Kasachinnen das Ein und Alles. Tagtäglich herrscht ein Schönheitswettbewerb ohnegleichen. Als Mann hat man es da auch nicht leicht, wenn man aus Europa anreist und sich zum ersten Mal konfrontiert sieht mit gleichaltrigen Frauen in Higheels, kurzen Röcken und nicht ganz dezentem Makeup. Was für die Europäerin unter Feministische Einschränkungen oder sogar Diskriminierung der Frau geht   wird in Kasachstan zelebriert, so gut als eben möglich. Der Absatz für Schönheitscremes, Lippenstift und Nagellack wird pro Frau wohl in keinem anderen Land so hoch sein. Und die Kasachinnnen tragen ihre Weiblichkeit gerne zur Schau. Wenn subjektiv das Makeup als leicht abgenützt wahrgenommen wird, dann muss gehandelt werden. Und wo sich Frau auch befindet – Spiegel raus, Lippenpomade drauf, Wangenpuder aufgepinselt, dann ein kritischer Blick oder ein bestätigender Blick einer Freundin und die Welt ist wieder in Ordnung.

Das grenzt oft an Akrobatik, im Autobus eine Hand an der Haltestange unsicherer Stand wegen der hohen Absätze, dann muss geschminkt werden.  Oder auch während der Arbeit. Ein Bankkunde wird erst bedient, wenn das Makeup stimmt. Im Gegensatz zu Europa geht auch eine Kasachin nicht ungeschminkt in den Bergen wandern.

Ein weiteres sehr wichtiges Accessoire ist der Fingernage. Da habe ich nun wirklich schon alles gesehen. Meistens mehrere Zentimerter lange künstliche Fingernägel, ein Wunder, dass da nicht grobe Verletzungen vorkommen. Ganze Bildchen kunstvoll darauf gemalt in den Modefarben Gold und Silber.

Bei der Kleidung muss auf jedem Kleidungsstück der Name eines berühmten Modehauses stehen : Dolce Gabbana, Louis Vuitton, Versace … Natürlich in riesigen Buchstaben, aus billigstem Metall sind diese Initialen auch auf jedem Frauengürtel,Handtasche,Sonnenbrille angebracht.

Bei der Disziplin hört es sich nach einer sportlichen Betätigung an. Tatsächlich wären die Kasachen darin vermutlich auch Olympiasieger. Das Spucken ist etwas, was in Kasachstan zur Tagesordnung gehört. Ich habe Zeit gehabt, mir im letzten Jahr verschiedene Thesen zurechtzulegen, was Ursache und Zweck dieser Handlung sein könnte. Es ist keine religiöse Handlung, dessen bin ich mir sicher. Eine rituelle hingegen ist es fast bestimmt. Das Spucken reicht durch die ganze Alterspyramide, welche etwas kleiner ausfällt als die europäische. Auch ein Grossväterchen spuckt gerne mal auf die Strasse und er möchte damit nicht eine Empörung gegenüber einem Mitgrossvater kundtun, oder sich verächtlich, wortlos gegen einen Vorgesetzten sträuben. Es ist vielmehr etwas Antrainiertes. Völlig automatisch und fast geräuschlos wird auf den Weg vor einem gespuckt. Auffällig ist das Symptom bei Gruppen von jungen Männern. Sie spucken derart regelmässig, während sie auf dem Gehsteig entlang schlendern, dass hinter ihnen eine weiss gepunktete Spur zurückbleibt.

Das Phänomen habe ich noch nie bei einer Frau gesehen. Es kann also, um wieder auf meine Thesen zurückzukommen nichts mit der Mundhygiene zu tun haben, oder genetisch vererbt sein.

Falls mir das Phänomen niemand erklären kann werde ich weiter beobachten und mir neue Erklärungsmodelle suchen.

Für die Skizze habe ich mir wenig Zeit genommen, dafür kommt zum ersten Mal eine Erklärung als Hintergrundinformation zur Skizze zum Tag Nr.26:

Der Öffentliche Verkehr in Almaty bietet immer wieder Eindrückliches. So zum Beispiel das Busfahren. Bei der Haltestelle, wo der Fahrgast einstieg steht immer jemand. Sobald ein Bus angerast kommt und das ist meistens der Fall jagen alle Wartenden auf die Türen zu. Es wird generell nicht gewartet, bis die Aussteigewilligen ausgestiegen sind. Entweder wird gleich heringedrängelt, oder es wird ein Menschenwall gebildet, dass ja niemand aussteigen kann. Das vermutlich nicht mit Absicht. Der Gedanke dahinter mag der sein, so schnell wie möglich in den Bus. Denn sobald der letzte Fuss das Trittbrett erreicht hat fährt dieser schnell wieder los. Es wird auch nicht gewartet, bis ältere Leute einen Sitzplatz ergattert haben. Diese halten sich meist zu spät an den Eisenstangen fest und werden in die stehenden Passagiere geschleudert.

Während der Fahrt ist es wichtig, dass der Chauffeur möglichst nahe an die vor sich stehende Stossstange aufrückt. Dies immer mit Bremsen, Bremse loslassen. So dass die Passagiere vor und zurückgeworfen werden. Es gibt nur in zwei Buslinien Tickets. Bei Trolleybussen gibt es lustige Ticketautomaten, wo man seine 50 Tenge Geldstück hineinwerfen kann. Ansonsten fährt bei jedem Bus ein Geldeintreiber mit. Der peinlichst darauf achten, dass auch ja alle bezahlen. Schüler haben Rabatt, Pensionäre auch und Kriegsveteranen fahren sogar gratis. Das alles wir aber auch immer geprüft. Vor allem ob Jemand Pensionär ist oder nicht scheint den Kontrolleuren sehr wichtig zu sein.

Zum Businnern noch ein Wort. Meistens sind es Daewoo aus Korea, billig und die Busse hergestellt 2006 sehen älter aus, als die Sowjetischen Busse aus den 70ern. Das Wichtigste in einem Autobus in Almaty ist nicht die Anzahl Sitze, vor allem nicht die Sauberkeit und auch nicht die Bremsen, sondern die Musikanlage. Jeder Chauffeur scheint bei einem imaginären Wettbewerb mitzumachen -wer hat die beste und lauteste Anlage in Almaty. Grosse CD Sammlungen gehören da zum Bild wie Boxen gleich rechts vom Chauffeur. Manchmal richtige Sourround Anlagen mit mehreren Boxen im ganzen Vehikel deponiert.

Das Menschengedränge wird immer grösser, der Lärm immer lauter und endlich mischt sich auch der Geruch dazu. Ein wundervolles Gemisch aus Fussschweiss, gewöhnlichem Schweriss, Biergeruch und natürlich Zigarettenrauch. Denn es gibt garantiert keinen Buschauffeur, der nicht raucht (während des Fahrens). Neben diesen Gerüchen gesellen sich bei jungen Frauen total überdosierte Parfumwolken dazu. Die Wolken sind ab und zu so intensiv, dass man das Gefühl hat, die Lungen werden verätzt.

Gewünschte Haltestelle erreicht. Geld an Kassierer abgegeben und fluchtartig den Bus verlassen.

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