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Zum Abschluss der Kasachstan-Reise hat sich noch die Möglichkeit ergeben, ein Dorf abseits der Grossstadt kennenzulernen. Von einer Frau, die wir am Markt Baracholka kennengelernt haben bin nach Hause eingeladen worden. Und sie stammt vom Dorf Koram, welches ca.120 km von Almaty entfernt liegt.

Mit dem Taxi (bis auf den letzten Platz belegt), sind wir vom Busbahnhof in Almaty losgefahren. Das Vollgestopfte Taxi wirkte sich positiv auf den Geldbeutel aus, denn so kostete die Fahrt pro Person gerade mal 500 Tenge.

Zuerst fuhren wir auf der Autobahn und man hatte einen wunderbaren Panoramabllick auf den Altai zur Rechten Seite und links bereitet sich schon bald die Steppe ins Unendliche aus. Ausnahmsweise hämmerte keine Musik aus dem Radio, der Grund war aber nicht in der Musikfeidlichkeit des Fahrers zu suchen , sondern das Radio wurde gestohlen.

Nachdem alle Mitfahrenden Abgesetzt waren führte die Reise weiter auf einer holprigen Landstrasse. Die Letzten Kilometer fehlte der Asphalt dann vollstänig. Die Natur wurde dafür umso schöner. Auf beiden Seiten der Strasse die majestätischen Bäume, welche sich nun doch langsam der Jahreszeit anpassten und sich gelb verfärbten. Ab und zu überquerten wir ein kleines Flüsschen und jede Menge Esel und Pferde standen an den Strassenrändern herum. Ab und zu kam uns ein von Eseln gezogener Wagen entgegen, welcher je nachdem Menschen oder Esswaren transportierete.

Vor einem kleinen Haus war Endstation und Arsigul, meine Begleitung bat mich ins Haus zu kommen. Zuerst musste ich aber noch dringend Wasser lassen. Die Toilette war etwas Abseits und bestand aus einem Bretterverschlag, mit einem kleinen Loch im Boden fürs Geschäft. Von der Toilette bis zum Haus machte ich noch etwas Fotos, denn ein kleiner Stall mit kleinen Kühen und Hühnern gefiel mir ausserordentlich.

Im Haus wurde ich begrüsst von Vater,Mutter und Geschwistern. Sie baten mich sogleich mich auf den Boden an den Ehrenplatz zu sitzen und stellten mir ein Festessen mit traditionellem uigurischem Brot hin. Der Tee ist auch uigurische Tradition, mit verdickter Milch und Salz versetzt. Es braucht erst etwas Gewöhnung, nach dem zweiten oder dritten Mal genossen möchte man sowas aber nicht mehr missen. Früchte und Süssigkeiten gehörten auch zum Programm. Die Grossmutter wurde mir auch noch vorgestellt, mit dieser gestaltete sich die Komunikation aber etwas schwieriger, da sie kein Wort Russisch versteht. Sie spricht nur die Uigurische Sprache.

Der Vater unterhielt sich etwas mit mir und erzählte mir, dass er Bauer sei, auch Äpfel- und Birnenbäume habe und viel draussen zu tun habe. Seine Frau sei Krankenschwester und arbeite in der nächstgelegenen Kleinstadt im Spital. Er fragte mich danach, ob es in der Schweiz auch Bauern gebe, mit meiner positiven Antwort war er zufrieden.

Nachdem ich vom Gedeck etwas gegessen hatte und mich schon etwas voll fühlte sagte mir Arsigul, dass das erst die Vorspeise gewesen sei. Nachher komme noch das Traditionsessen „Mante“, das ist in Teig eingerolltes Lammfleisch mit Zwiebeln und Gemüse.

Mit vollem Magen spazierte ich draussen etwas herum. Weil ich gesagt habe, dass mir die Berge gefallen setzte sich Arsigul gleich ans Telefon und rief einen Onkel an, welcher uns (Arsigul,kleine Schwester und noch kleinerer Bruder) mit dem Auto in die Berge fuhr. Das sind etwa 10 Kilometer. Und die Aussicht von dort war wieder atemberaubend, die Sicht über die unendlich weite Ebene, die schönen Farbtöne, das ist etwas, was sich mir bis tief ins Herz eingeprägt hat.

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Ein Erlebnis der Sonderklasse stellt ein Gang beim Schuhputzer dar. Hier in Almaty ein hochangesehener Beruf. Die Kasachen legen sehr hohen Wert auf gepflegtes Schuhwerk, man koennte geradezu von einem Heiligtum sprechen. Nachdem ich zugesehen habe mit welcher liebe der Schuhputzer sein Handwerk betreibt konnte ich mir die 300 Tenge preiswerte Prozedur nicht entgehen lassen. Schliesslich habe ich mich meine neuen Lederschuhe auch 4800 Tenge kosten lassen.

Also das geht so: Zuerst wird beim rechten Schuh der Schnuersenkel ausgefaedelt und die Hose hochgekrempelt. Dann wird mit einem weissen Schaumspray und einem Putzlappen der grobste Strassenschmutz entfernt. Dann folgt die Behandlung mit der mittelkleinen Burste und dem Schaum, um auch die Ecken und Rander sauber zu reinigen. Nun dieselbe Prozedur mit dem linken Fuss.

Als naechstes steht Fusswechsel bzw. Schuhcreme auf dem Programm. Diese wird auch zuerst mit dem Lappen aufgetragen, dann werden die Raender mit der mittelkleinen Buerste ausgewichst, und schliesslich mit der Zahnbuerste noch die kleinsten Falten in der Oberflache. Fusswechsel.

Schliesslich wird, zurueck zum rechten Fuss, zuerst mit der groben, dann mit zwei feinen Buersten der Schuh glanzpoliert, mit einem noch feineren Tuch endpoliert und mit einem Spray impraegniert. Fast wie bei einem Gebet bueckt sich der Schuhpolierer ueber den Schuhruecken, haucht auf die Impraegnierung, und massiert dann den Schuh noch mit blossen Haenden. Schnuersenkel wieder eingefadelt, gebunden und Hose heruntergekrempelt, linker Fuss, fertig!

Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so schon glaenzende Schuhe gesehen. Am liebsten wuerde ich barfuss nach Hause gehen, damit das Werk des Schuhputzers nicht zerstoert wird.

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