:::Nein zur IV Revision – Nein zum Missbrauch:::
Kaum bin ich wieder aus Kasachstan zurück, schon sehe ich (leider) wieder unglaublich negatve Punkte in der Schweiz. In Almaty, wenn ich Unterhaltungen hatte überkam mich oftmals ein Gefühl des Stolzes über die Schweiz und deren Errungenschaften. Ich konnte über die direkte Demokratie und ein soziales Land berichten, welches auch Ärmeren und „schwächeren“ eine Chance gibt. Auch über Schokolade, Uhren und Roger Federer musste ich erzählen, denn das sind die Geschichten mit einem grossen Werbeeffekt.
Hätte ich aber von einer neuen IV Revision berichtet hätten mich vermutlich viele Leute ziemlich doof angekuckt. Tatsächlich habe ich mich noch nicht in die Abstimmungsvorlage vertieft um Gegenargumenteherauszusuchen und diese zu prräsentieren. Das können PolitikerInnen auch für mich übernehmen. Ich versuche vielmer einen mehr oder weniger grossen Menschenverstand anzusprechen, welcher sich vor Augen führt, was auf solche Abstimmungskampagnen wie der Aktuellen folgt. Es ist eine Hetze, die immer nur von Missbrauch spricht. Wie gewohnt in grossen Buchstaben, damit plakativ auch jeder x-Beliebige manipuliert werden kann. Wir haben hier in der Schweiz noch viel an sozialen Einrichtungen und sozialen Integrationssystemen, doch wer viel hat, der hat auch viel zu verlieren. Und die Schweiz ist auf bestem weg ihre sozialen und humanitären Traditionen zu opfern.
Auch in unserem „grossen Nachbarskanton“ wurde eine ähnliche Debatte vor ein paar Jahren geführt und dann auch umgesetzt. Sie heisst Hartz IV und führte nirgendwohin.
Ich persönlich bestreite nicht, dass die IV in der Schweiz missbraucht wurde, denn tatsächlich viel es den Arbeitgebern in den letzten Jahren und Jahrzehnten leicht, problematische Arbeitskräfte mit einer IV zu versorgen, dafür war das Problem oft für beide Seiten gelöst. Ein oft ins Feld geführtes Argument, welches jetzt immer von Reintegration der Arbeitskraft spricht und damit konkret Menschen mit Behinderungen oder psychischen Krankheiten zur vollständigen oder Teilweisen Arbeitsfähigkeit zwingen möchte löst das Problem nicht! Ein Mensch, der schon längere Zeit aus dem Arbeitsprozess ausgestiegen ist, der kann nicht einfach so ohne Weiteres Reintegriert werden. Und im psychischen Bereich ist es noch viel komplizierter, denn viele Menschen erfahren psychische Probleme gerade in der Arbeitswelt, weil sie sich überarbeiten, an einem Burnout leiden oder einen völlig ungeeigneten Job machen, bei dem sie früher oder später unter Folgeerkrankungen leiden werden.
Ich finde es falsch, aufgrund des Sparens ein System wie die IV auf Kosten der Schwächsten zu reformieren. Wichtiger und richtiger fände ich eine landesweite Debatte um die Sozialsysteme, das Gesundheitswesen und die Arbeitswelt, bei der der einzelne Mensch das Zentrum darstellt.
Hier noch die Postkarten des SGB, die für Furrore gesorgt haben:
[myflash=iv]
Links zum Thema:
Hi, worum konkret geht es denn bei der Abstimmung? In Deutschland kriegt man solche Sachen aus der Schweiz leider kaum mit, die Medien beschränken sich diesbezüglich meist auf diese furchtbaren Auswanderergeschichten…
Was hat denn der Arbeitgeber davon, wenn er den Arbeiter in die IV abschiebt? Er kann doch „einfach“ entlassen (was ohne driftigen Grund kaum geschieht!) und die Arbeitslosenkasse übernimmt das „Opfer“, welches damit zufrieden sein könnte. Aber nach der Aussteuerung wird das gemeindliche Sozialamt das „Opfer“ übernehmen und weil diese Kassen leer sind, wird am Schluss die IV das „Opfer“ übernehmen und das wären dann zum Schluss alle schweizer Beitragszahler.
Es gibt Menschen die palavern gerne und glauben alles was soziale Errungenschaften sind tragen in sich keine Fehler bis die Kassen leer sind. Damit das nicht passiert muss ab und zu revidiert werden und jetzt wäre das zum fünften mal in der Geschichte der IV !!! Es geht darum die Schmarotzer auszuschalten damit die wirklich Bedürftigen abgesichert sind.
@littleandy: Konkret geht es um den Wunsch des Staates Geld zu sparen. Und aktuell versucht er das bei der Invalidenversicherung, welche im Jahre 1960 in Kraft getreten ist und einen Grundpfeiler der schweizerischen Sozoalsysteme ausmacht. Die bürgerlichen Parteien wünschen sich eine Revision, weil sie der Meinung sind, dass die IV oft missbracuht wird. Da haben sie keineswegs unrecht. Doch auch dabei geht es um eine verzerrte Argumentation gemischt mit ausländerfeindlichen Tendenzen. Denn es ist auch möglich für AusländerInnen eine IV zu bekommen. Hier ein Link zu den kantonalen IV-Stellen :
http://www.ausgleichskasse.ch/chmap.aspx
@scheff: Nein, der Arbeitgeber kann nicht einfach entlassen. Oftmals beginnt ein IV-Antrag schon während des Andauernden Arbeitsverhältnisses. Eine somatische oder psychische Krankheit verunmöglicht es dem Arbeitnehmer seiner Tätigkeit nachzugehen und er kommt ons Verfahren. Da wird natürlich mit grossem Aufwand abgeklärt, ob nicht etwa eine teilweise Arbeitsfähigkeit erhalten bleibt, oder eine eventuelle Umschulung möglich ist. Und noch etwas Herr Scheff, dieses Gequatsche von Integration hört sich schön und gut an, ist in der Realität aber kaum umsetzbar. Erstens wartet ein Arbeitgeber nicht auf „kranke“ oder „unsichere“ Arbeitnehmer, denn soviele Arbeitsplätze haben wir auch nicht und zusätzlich fehlen jegliche Arten von sogenannten „Nischenarbeitsplätzen“, wo ein Mensch, der dem Leistungsdruck in der freien Wirtschaft nicht standhielte seinen gesellschaftlichen Beitrag leisten könnte.
Schade finde ich auch, dass ein Resultat der weitergeführten Praxis auf den Schultern der Fürsorge landen würde.
hier noch ein Argumentarium des Nein-Komitees:
http://www.ai-referendum.ch/SPIP/?lang=de
Zitat:
-Ich persönlich bestreite nicht, dass die IV in der Schweiz missbraucht wurde, denn tatsächlich viel es den Arbeitgebern in den letzten Jahren und Jahrzehnten leicht, problematische Arbeitskräfte mit einer IV zu versorgen, dafür war das Problem oft für beide Seiten gelöst. Ein oft ins Feld geführtes Argument, welches jetzt immer von Reintegration der Arbeitskraft spricht und damit konkret Menschen mit Behinderungen oder psychischen Krankheiten zur vollständigen oder Teilweisen Arbeitsfähigkeit zwingen möchte löst das Problem nicht!-
Antwort:
Da sind wir also gleicher Meinung, dass missbraucht wird (wurde?) Ein Arbeitgeber kann niemanden in die IV abschieben! Unmöglich!!! Das macht der Kandidat selber mit Hilfe eines Arztes. Es geht vor allem auch darum dass die Ärzte nicht mehr einfach abschieben können, nur um die Kassen der Gemeinden zu entlasten weil diese leer sind.
Zum Zweiten: Die Reintegration ist doch keine Schande. Viele möchten das doch explizit, aber die heutige Form lässt das nicht zu, dass man die Hilfe leistet. Ich bewundere die Menschen denen das auch heute schon gelingt.
Und übrigens ist die Ausgleichskasse auch zur Ausschüttung unserer Pensionen zuständig. Wie sollte sie das bewältigen, wenn sie von Seite der IV-Schmarotzer ausgehöhlt wird? Schau dir mal die Zahlen über die Wachstumsraten über die letzen zehn Jahre der IV-Bezüger an. Da kannst du selbst ausrechnen inwiefern du später eine Rente beziehen wirst. ;-)
@scheff: Danke für deine Abtwort und Stellungsnahme. Für mich stehen zwei verschiedene grosse Themen in der Luft. Das Eine ist die Frage der Wirtschaftlichkeit und der Kampf gegen Missbrauch, da gibt es Fakten und Argumente auf beiden Seiten. Das Andere und da fällt es mir schwerer, die richtigen Worte zu finden ist ein grosses gesellschaftliches Problem. Das war ja auch die Kerndebatte in Deutschland mit der Hartz IV-Reform. Wir haben einen harten und nicht immer faieren Arbeitsmarkt und eine Menge Menschen, die auf die Eine oder Andere Weise nicht damit klar kommen. Und beim zwieten Punkt sehe ich keine Lösung in einer neuen Revision, wie sie geplant ist. Und zu deinem letzten Satz, bezüglich Wachstumsraten der IV-Bezüger, das finde ich ziemlich krass und beunruhigend, denn tatsächlich werde ich und meine Generation ein Problem damit haben.
Ich bin mit dir sehr einverstanden und finde es einfach grässlich, wie auf den Minderheiten rumgetrampelt wird. Klar gibt es Missbräuche – überall wo Menschen sind, gibts das. Aber diese Missbräuche ständig zu bemühen und daraus sogar ein politischen Programm zu machen, ist einfach beschämend. Gutdotierte Professoren, Hochverdiener aus Wirtschaft, Industrie und Politik und Millionäre sollten mal nur ein halbes Jahr lang so leben müssen, wie diese Minderheiten…
@theddy
Wenn man jung ist findet man vieles auf der Welt nicht gerecht. Wir haben in der Schweiz seit 1848 eine Verfassung mit Grundrechten die es nicht überall gibt. Den Rechtsstaat (OR,ZR), das Recht auf Eigentum (wobei das mit dem Eigenmietwert relativ ist), die Freizügigkeit (vor 1848 konnte man den Kanton nicht einfach wechseln!) und das Handelsrecht (vorher konnte sich praktisch niemand Selbständig machen) und die direkte Demokratie (zur selben Zeit waren praktisch alle europäischen Länder Monarchien). Und jetzt schau dich einmal um wer davon Gebrauch macht. Vom Arbeiter zum Kleinunternehmer. Diese Chance nutzten viele in meinem Umfeld und haben auch reüssiert mit viel Arbeitseinsatz und Durchhalten auch in schlechten Zeiten und zudem mit vielmals weniger verdienst als die Angestellten. Du hast die Freiheit alles was du anprangerst zu erreichen wenn du wirklich willst und die Lust dazu hast. Wie sagt man doch so schön: von nichts kommt nichts!
:wink:
Wenn wir die Initiative annehmen und es so weitergeht, haben wir bald KZs (Konzentrationslager) für Arbeitslose. :cry:
@ Tara
Ich stimme ganz sicher dafür !!! Weshalb? Weil ich eines Tages eine Rente haben möchte und damit die Arbeitslosen Arbeit haben und zwar nicht in einem KZ wie du befürchtest. Arbeitslose finden auch jetzt schon Arbeit, wenn sie sich nicht zu schade sind zu arbeiten. Was auch immer. Das geboren werden ist noch lange kein Garant für ein angenehmes arbeitsloses Leben im Schlaraffenland. Da muss ein jeder selbst etwas für sich selber tun. Oder meinst Du etwa – abwarten und Tee trinken-?
@Tara: find ich gut, ein emotionales Argument!
@scheff : Dein Satz :“Arbeitslose finden auch jetzt schon Arbeit, wenn sie sich nicht zu schade sind zu arbeiten.“ – lässt auf ein ziemlich archaisches Menschenbild rückschliessen! Ich weiss nicht, welche Erfahrungen du gesammelt hast, mit Menschen, die aufgrund von psychischen Krankheiten oder Schicksalsschlägen nicht mehr arbeiten konnten. Viele von ihnen hätten gerne wieder gearbeitet. Aber beim besten Willen konnten sie das nicht.
Bei dieser Abstimmung erkenne ich immer deutlicher geht es um ein Signal für eine funktionnierende Gesellschaft. Eine Trendwende muss kommen. Dieses Angst schüren gegen Andere, gegen Minderheiten gebührt einer „hochentwickelten“ Gesellschaft nicht!
Also rafael, ganz kurz zu mir. Ich habe mich vor 34 Jahren Selbständig gemacht im Alter von zarten 22 Jahren. Meine Eltern waren Arbeiter und konnten mich nie beraten wie ich das jetzt anstellen muss, dass es nicht in die Hosen geht . Here he comes, the selmademan :grin:
Jung und naiv aber mit solidem Lehrabgang und meinem bisschen gespartem Taschengeld und die gleiche Summe geliehen beim kleinen Bruder (1Jahr jünger) und meiner Freundin. Zudem in einem 180km von zuhause entferntem Ort. 1973 ! Das letzte gute Nachkriegsjahr ! 1974 die Erdölkrise die damals die ganze westliche Welt veränderte.
Wenn du dich bei Deinen Eltern und sonstigen Vertrauten die das erlebt haben erkundigst, werden sie Dir das alles erläutern wie das damals so zu und her ging. Keine Arbeitslosenkassen vorhanden Betriebsschliessungen en masse. Rückwanderungen vieler Gastarbeiter in die Heimat und, und,und…:cry:
Auch ich habe meinen Ort gewechselt und bin jetzt wieder soweit, dass ich mir überlegen muss den Ort wieder zu verändern :cry:
Zwischenzeitlich habe ich Arbeitsplätze geschaffen und Leute ausgebildet. Nun denn, heute ist viel junges Personal nicht mehr stark motiviert etwas zu leisten und wartet darauf, so scheint mir manchmal, in die Ferien,sprich Arbeitslosenkasse, Sozialamt oder in die IV zu gehen. Ich spreche jetzt von den Jüngeren Fun and Drugs Konsumenten.
Wir werden sehen wie die Abstimmung ausgehen wird und nein meine Meinung habe ich nicht geändert, ich bin immer noch für eine Revision und habe hier auch meine Emotion zum Schutz der wirklich Bedürftigen, denn in meinem Betrieb herrscht noch immer ein oldfashion family spirit mit unter anderem auch Behinderten. :smile:
P.S. Jetzt ist auch mein Alter klar und ich habe Routine in der Krisenbewältigung, weil ich mein eigener Chef bin und wenn’s mir jemand nachmachen will, so wünsche ich viel Glück und alles Gute.
scheff :wink:
Es ist nicht das Verschulden der ‚Rechten‘, dass solche Abstimmungen eine Chance haben, sondern den Leuten welche die Leistungen der IV missbrauchen und Ärzten welche sich selber gleich die Patienten zuschanzen.
Die Mehrzahl an IV-Fällen kann man ja gerne auf die ‚harte und böse‘ Welt zurückführen, aber schlussendlich ist es doch so dass die meisten ohne die Leistungen der IV sich wohl oder übel selber durchbeissen müssten und auch würden. Darum stehe ich eigentlich jeder Verschärfung, in Bereichen in welchen die Kosten aus dem Ruder laufen, positiv gegenüber.
Natürlich leiden darunter auch viele Fälle welche die Leistungen auch ‚verdient‘ hätten, aber dadurch dass die IV um die vielen unnötigen Fälle entlastet würde, bereinigte sich das Feld der IV-Bezüger vielleicht endlich wieder auf die Fälle welche die Leistungen wirklich benötigen.
@scheff
Ich bin alles andere als „noch jünger“ – ganz im Gegenteil, eigentlich kurz vor der Pensionierung. Und trotzdem ist es für mich mehr als bemühend zu sehen und zu hören, wie bürgerlicher und rechtsbürgerliche Politiker Minderheiten (Behinderte, Kranke Arbeitslose, Fremde) als Feindbilder und Schmarotzer darstellen, um ihr politisches Programm zu etablieren. Da werden Missbräuche als alltäglich dargestellt und alle Minderheiten ständig diffamiert. Es stimmt einfach nicht, dass jeder, der nur will, etwas erreichen kann. Die Chancen-Ungleichheiten sind heute auch bei uns immer noch krass. Nochmals: Ich würde den gut verdienenden Politikern und Millionären wirklich mal wünschen, dass sie nur ein halbes Jahr so leben müssten, wie diejenigen, die sie ständig als Sündenböcke darstellen. Nur komisch, dass diejenigen gegen die Abzocker auf der Teppichetage nichts sagen…
@ theddy
Zitat:
„Es stimmt einfach nicht, dass jeder, der nur will, etwas erreichen kann. Die Chancen-Ungleichheiten sind heute auch bei uns immer noch krass.“
Kommentar:
Vom Grundrecht her hat jeder die Chance etwas zu erreichen. Es fragt sich jedoch ob er das Selbständig mit Eigenverantwortung machen will oder nicht. Als Angestellter kann man auch sehr weit kommen, wobei hier auch „Konkurrenz“ herrscht wie auf dem freien Markt. Es kann in den meisten Betrieben nur einen Hauptverantwortlichen geben sei es im Privatbetrieb oder in der AG.
Wenn ich (wie früher gehabt) die Saisoniers sehe, die bei der ersten sich bietenden Gelegenheit in die Betriebswirtschaft (eigenständig) begaben beweist das doch, dass es möglich ist. Putzinstitut, Maler, Platten-,Bodenleger und viele andere handwerkliche Berufe sind doch geradezu prädestiniert dafür. Auch ohne grosses Kapital ist das möglich. Aber ich nehme an,das sind in Deinen Augen auch alles Abzocker, weil sie es gewagt und womöglich Geld verdient haben, was in den Augen vieler Leute schamlos ist. Es ist leicht auf anderen Menschen rumzutrampeln weil es Minderheiten (Chefs) sind, wenn man sich selbst nie exponiert hat. über die Saläre der „Big-Bosse“ m öchte ich jetzt nicht ins Detail gehen. Da sind ganz komplexe Faktoren im Spiel… :wink:
@stuephi: Ich bin ganz deiner Meinung, diese Sozialsysteme, um die uns vermutlich die ganze Welt beneidet, weil nur wenige andere Länder das Geld hätte, so etwas zu finanzieren, sollten für diejenigen bestehen, die es am nötigsten haben. Ich denke, dass wenn du die Kosten im Griff haben möchtest komplett neue Ideen in diesem Bereich der Gesellschaft umgesetzt werden müssten. Dazu gehört sicher mein Punkt: Eine vernünftigere und „gesundere“ Arbeitswelt. Und eine Integration von Menschen mit Behinderungen in Mittlere und Grossbetriebe.
Insgesamt sehe ich bei der gesamten Diskussion auch, dass das Thema sehr viel mit unserer Gesellschaft zu tun hat und darum stört mich am Ganzen der Faktor der Hetze, immer dieses Sündenbock-suchen, jetzt sind es die IV-Bezüger, nachher die AusländerInnen, dann die Raucher. Unsere Gesellschaft muss sich meiner Meinung vermehrt mit dem Auseinandersetzen, was ihr wichtig ist. Und was einem Wichtg ist, das hütet man auch.
@scheff
Du verwechselst Dinge. Natürlich hat „vom Grundrecht her jeder die Chance etwas zu erreichen“. Es geht aber nicht um das Grundrecht, sondern um Fakten – faktisch ist eben die Chancengleichheit längst nicht gegeben. Behinderte und kranke Menschen können nicht einfach eine Bude aufmachen, Plattenleger oder Maler werden. Und über lange Jahre arbeitslosen Menschen wird kaum mehr eine Chance gegeben – und einfach eine Firma gründen kann wirklich nicht jeder – da braucht es noch ein bisschen Sackgeld – bei den Banken kannst du in solchen Situationen auf Granit beissen.
So so, bei den Monstersalären sind „komplexe Fragen im Spiel“ – aber bei Behinderten, Kranken, IV-Bezügern und Arbeitslosen ist es offenbar einfach, sie ständig als Sündenböcke zu bezeichen und auf ihrem Buckel eine populistische Politik durchzuziehen.
@Raffael
Wer stellt denn Behinderte und IV-Bezüger überhaupt an. Das Schlagwort „Arbeit statt Rente“ tönt zwar schön – nur müssten Betriebe auch entsprechende Arbeitsplätze zur Verfügung stellen – doch beim so hoch gelobten Markt rentieren solche Arbeitskräfte ja nicht…
@theddy: Ich selber arbeite im Sozialwesen, habe da auch in meiner Ausbildung in sogenannten geschützten Werkstätten gearbeitet. Es gibt jede Menge solcher Institutionen, die mehr oder weniger dem freien Markt ausgesetzt sind und die mehr oder weniger subventioniert sind. Ein gutes Beispiel für einen Arbeitgeber für Menschen mit psychischen Leiden ist das „Arbeitsuentrum am See“ in Wädenswil. Eine Druckerei, die im freien Markt tätig ist, jedoch nur mit Menschen arbeitet, die unter psychischen Krankheiten leiden. Von der Druckvorstufe (EDV) bis zur Plattenentwicklung und zum Druck wird alles selbständig gemacht. Es gibt auch viele Institutionen im Kt.Zürich, die Auftragsarbeiten für Grosskunden, wie z.B die Swiss machen (Kopfhörer produzieren) oder Werbeprodukte verpacken. Ich finde da den Ansazu gut, lieber wäre es mir aber, wenn auch bei jedem Unternehmen mit einer bestimmten Grösse Menschen mit Einschränkungen arbeiten würden, denn dann müssten auch die „gesunden“ etwas rücksichtsvoller im Umgang werden.
Bund und Kantone geben etwa 1 Mia. für Betriebsbeiträge an geschützte Werkstätten aus. Sinn des neuen Finanzausgleichs war es, die Kostenexplosion in diesem Bereich zu stoppen. Geschützte Werkstätten haben sicher ihre Bedeutung für die Lebensqualität der dort Arbeitenden, sie sind aber teuer und bringen keinen von der Rente weg.
Der Bund versucht allein über Subventionen Arbeitsplätze für IV-Rentner zu schaffen. Die Kosten dieses Versuchs betragen, soweit der Versuch ausgewertet wurde, 0,5 Mio. pro Arbeitsplatz.
Ohne verbindliche Quoten ist eine Wiedereingliederung sehr teuer und daher zum Scheitern verurteilt. Die 5.-IV-Revision bringt daher vor allem Mehrkosten und damit verbunden massive Steuererhöhungen.
@Haudy: Danke für die Aufklärung bezüglich geschützte Werkstätte. Wusste nicht, um welche Dimensionen es sich handelt. Es gibt dabei ja auch unterschiedlichste Modelle.
Zum zweiten Punkt, welchen ich sehr interessant finde zum Versuch des Bundes mit den subventionierten Arbeitsplätzen, wo kann ich das nachlesen?
Welchr Ansicht in Bezug auf die Sozialversicherungen und deren Zukunft bist du?
http://www.admin.ch/ch/d/ff/2006/2381.pdf
Es geht hier um die Integration von Menschen mit Behinderungen beim Bund. Interessant ist S. 14. Beim Bund gibt es etwas über 3000 IV-Rentenbezüger. Statistisch ausgewiesen arbeiten davon 215 (verwiesen wird noch auf eine Dunkelziffer). Der Bund gibt jährlich rund 10 Mio. für Wiedereingliederung aus. Umgerechnet auf alle IV-Rentner wären das 1. Mia., also das Doppelte des jetzt vorgeschlagen ist bei der 5. IV-Revision.
Die Oberhärte: Trotz dieses Millionprogramms werden beim Bund Menschen mit Behinderung systematisch nicht eingestellt. Dazu im neuste Beobachter: http://www.beobachter.ch/
der Artikel „Keine saubere Sache“
Betreffend Zukunft der Sozialwerke: den Grundbedarf über AHV/IV zu decken ist effizient und vernünftig. Dies privat zu versichern wäre viel teurer. Bei der IV gibt es noch einiges Sparpotenzial. Die jetzt vorgesehenen massiven Steuererhöhungen sind daher eigentlich unnötig. Statt die IV-Renten zu kürzen müsste man diese aber eher ausbauen, damit auch bei Invalidität das Verfassungsziel der Deckung des Existenzminimums mit ordentlichen Renten erreicht würde. Dazu wären Mehreinnahmen sinnvoll. Diese liessen sich nach dem Verursacherprinzip generieren.
@Rafael: Die ganze Diskussion wird einfach auf einer viel zu emotionalen Ebene geführt. Schlussendlich gehts ja nicht um unser Seelenheil und Menschen (auch wenn das jetzt böse klingt), sondern einfach darum wieviel Geld wir wem, wofür geben. Wenn solche Missbrauchssituationen auftreten sind wir natürlich genau so erschüttert wie bei einem Fall von Menschen wo jederman einsieht, dass sie dieses Geld wirklich nötig haben. Dazwischen gibts genügend Fälle die bedeutend schwieriger zu beurteilen sind, aber die Entscheidung wie nötig diese Hilfe ist, erfordert eine grosse Kompetenz. Hier muss vor allem das jeweilige Amt dafür sorgen, dass es von der Mehrheit der Bevölkerung (wie schlau oder kompetent der Souverän, in Bezug auf die Beantwortung dieser Frage, ist, mal ausser Frage gelassen) auch akzeptiert und somit auch getragen wird.
Ich denke bei mittleren- bis schwerwiegenden körperlichen Behinderungen besteht keinerlei Problem die Gelder auch zu bekommen, die Bevölkerung hat schon zur Genüge gezeigt dass sie bereit ist für diese Menschen zu sorgen.
Die vorwiegend seelischen Probleme und Problemchen welche den Menschen immer mehr zu schaffen machen, erfordern wohl andere Lösungen. Zuallererst ist es wohl immer noch eins der Tabuthemen Nr. 1 und für mich stellt sich manchmal schon die Frage ob man eigentlich für jeden der genügend herumjammert auch eine Krankheit bereitliegt welche der jeweiligen Person ein Leben in ‚Saus und Braus‘ ermöglichen. Da ich den Normalzustand eines Menschen als halbwegs ’normal‘ empfinde, stellt sich rein die Frage wie der Umgang mit anderen Menschen, bzw. mit deren Problemen zu geschehen hat, dass diese nicht aus der Gesellschaft entgleiten, aber auch wiederum wieviel man einem Menschen auch zumuten darf und auch muss.
Und hier entscheidet schlussendlich jeder aus dem Bauch heraus, da einem die nötige Ausbildung dafür fehlt. Schlussendlich gilt aber auch hier, dass die zustänige Branche sich auch einmal etwas aus dem Fenster lehnt, anstatt hinter verschlossenen Fenstern etwas herumzumauscheln…..
Da ich sowieso gerade in Fahrt bin…….. :smile:
Diese Abstimmung verschulden vor allem alle Beteiligten in der Politik und auch die welche für diese Menschen die Gelder sprechen bzw. diese wieder eingliedern müssen.
Es hat sich ja schon seit längerre Zeit abgezeichnet, dass es auf so eine Abstimmung herauslaufen würde. Trotzdem wurde weiterhin gleich weiterverfahren. Anstatt aus einer Position der Stärke heraus die Bevölkerung für sich zu gewinnen und auch die entsprechenden Probleme zu beheben, wurde gleich weiter gemacht.
Etwas Fatalismus ist ja nicht zu verachten, aber einfach blöd in der Welt herumzustehen und zu glauben das regle sich alles von selber ist doch etwas……..:roll:
Jetzt ist man in Rücklage, anstatt Fakten zu liefern bringt man ein paar Bildchen von benachteiligten Menschen und wirft dem bösen Stimmvolk vor diese quasi persönlich zu bestrafen….
In etwa gleich dämlich wie die rehten Parolen nach welchen wohl 99% Missbrauchsfälle vorliegen.
Eigentlich ist es ja egal wie die Abstimmung ausgeht, schlussendlich verlangt die Abstimmung jetzt auf jeden Fall das etwas passieren muss und darüber sollte eigentlich jeder froh sein.
Die 5. IV-Revison soll ja nicht das Heil auf die Welt bringen, sondern lediglich die jetzige Situation verbessern. Die Früherfassung, -intervention und die Integrationsmassnahmen garantieren dafür. Bezüglich der Missbrauchsfälle lässt sich sagen, dass es sich dabei um einen Nebenschauplatz handelt. Ein Ja zu Revision würde zweifellos die Situation sämtlicher Beteiligter verbessern. Die Frage ist nur Rente oder Arbeit?
Die Intention, die zur Vernehmlassung der 5. IV-Revision führte, war anfänglich gut. Doch dann wurde wieder von vielen eine gute Idee völlig demontiert und uns Schweizer (Invalide und NOCH nicht Invalide) wie Primaner behandeln will. Ein Leistungsauftrag einer Versicherung kann nicht einseitig zu Kürzungen führen für alle, die seit bis zu 40 Jahren stets ihre Prämien IM GUTEN GLAUBEN bezahlte. Jetzt wird Wort gebrochen und das ist unhaltbar – ist unakzeptabel und einer Schweiz, die als reichstes Land der Welt gilt, unwürdig.
@ littlelandy
mehr Info auf http://www.sackgeld..info
@ Stüphi
Ja es muss etwas passieren – nämlich das ganze Päckli an das Parlament mit einen NEIN zur 5. IV-Revision zurückzusenden mit dem Auftrag, ein unausgegorenes Gesetzespaket so zu gestalten, dass es ausbalanciert, menschenwürdig, ohne Aufweichung des Arztgeheimnisses, unter Einhaltung des Versprechens der 4. IV-Revision, die bereits laufenden Ehepaarrenten nicht tel quel zu streichen, also Wort zu halten (!) und unter vermehrter Einbindung der Pflichten der Arbeitgeber.
http://www.sackgeld.info
@ scheff
[quote]Es gibt Menschen die palavern gerne und glauben alles was soziale Errungenschaften sind tragen in sich keine Fehler bis die Kassen leer sind.[quote]
Vor achtundvierzig Jahren, 1959, als die IV gegründet wurde, haben wir aufgrund des damaligen und weitgehend heute noch gültigen Gesetzeswerk Prämien bezahlt.
Ich fühle mich verarscht, wenn ich 30 Jahre Prämien zahle und dann dafür nur noch a) weniger kriege, b) derart restriktiv beurteilt werde (Rundschauf vom Mitwwoch 22.05.2007), dass ich im Falle eines Falles eh direkt zur Fürsorge gehen muss – aber halt, erst muss ich mich anmelden, damit die IV mich ablehnen kann. Das ist der einzige Grund, derart früh (nach vier Wochen) GEZWUNGEN zu sein, mich bei der IV anzumelden – damit man mich erwerbsfähig schreiben kann, sollte ich erwerbsunfähig werden. Das freut natürlich die Privatversicherungen ungemein, denn bis vor der 4. IV-Revision galt, dass sie nicht gegen den IV-Bescheid opponieren konnten.
Man kann leicht sehen, dass hier wieder die Privatwirtschaft ihre Finger drin hat, die Fäden zieht und sich auf Kosten Bedürftiger ins Fäustchen lacht.
Lasst euch nicht verwirren und folgt eurem Herzen.
http://www.sackgeld.info
Aufweichung des Arztgeheimnisses
und
IV-Anmeldung bloss bei einem Familienkrach
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Im Namen von Früherfassung und -intervention können Arbeitgebende, Versicherungen, die Sozialhilfe und sogar Angehörige kranke Angestellte selber der IV melden – über den Kopf der Betroffenen hinweg. Wer also länger krank oder sonst in seiner Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt ist, könnte gegen seinen Willen für Abklärungen der Früherfassungsstelle aufgeboten werden. Dieses Vorgehen ohne Einverständnis der Betroffenen ist falsch. Es nimmt diesen die Möglichkeit zur Selbsteingliederung. Zwangsausübung unter dem Deckmantel Früherfassung ist kein angemessener Umgang mit betroffenen Arbeitnehmenden.
http://www.sackgeld.info
@CarolusMagnus: Den Punkt, welchen du im letzten Kommentar schilderst finde ich ebenfalls verabscheuungswürdig. Dieses Denunzieren past mir nicht im Entferntesten. Und ich habe auf deinem Blog reingeschaut und gesehen, dass du eine Menge Posts zum Thema 5.IV-Revision geschrieben hast. Super!
@Rafael
Besten Dank! – Und es werden noch viele weitere kommen. Ich ziehe es absichtlich etwas ins Lächerliche, gelegentlich, denn was hier passiert ist schlichtweg eine Schweinerei.
Auch deine Beiträge sind übrigens nicht zu verachten!
http://www.sackgeld.info
@Carlos Magnus: Ich denke dafür ist es zu spät. Die Chance dafür sehe ich schwarz.
Wie gesagt sehe ich den Fehler in diesem Falle bei der linken Politik und auch in der Gesundheitsbranche. Und ich persönlich zähle mich zu dieser politischen Gesinnung, aber im Bereich Gesundheit hat man definitiv die Kontrolle verloren.
Man hat es einfach schlichtweg verschlafen rechtzeitig die Handbremse zu ziehen und auch gewisse Tabuthemen der Öffentlichkeit näher zu bringen. Böse ausgedrückt hätte man das Spiel noch so lange getrieben bis die eine Hälfte der Bevölkerung IV (oder andere Leistungen) bezogen hätte und die andere Hälfte im weiteren Bereich der Gesundheitsbranche gearbeitet hätte. Das ganze Verfahren wurde dann durch die rechten Parteien genüsslich ausgenützt. Auch weil vor allem von der Gegenseite schlichtweg keine Alternativen angeboten wurden.
(vor allem auch keine welche auch dementsprechend nach aussen kommuniziert wurden)
Die explodierenden Kosten im gesamten Gesundheitswesen liegen dem ‚gemeinen‘ Schweizer (welcher schliesslich an der Urne steht) ja schon seit längerem auf dem Magen. Sich wundern, dass sich dies jetzt durchschlägt kann es ja wirklich nicht sein.
@ Steuphi
Ich denke auch, dass wegen knapp 2% Nichtversicherten die Zwangsversicherung der KK durch Ruth Dreyfuss ein Fehler war. Ich habe damals schon opponiert – doch niemand hörte zu.
Jeder Tourist der länger als ein Monat die Schweiz besucht oder Auslands-Studenten sind bei Einreise in die Schweiz verpflichtet, eine KK-Versicherung abzuschliessen. Die kommen dann meist mit einer biligen AIG-Versicherung, die z.B. „Laufen im Schnee“ und viele weitere Sachen von der Deckung ausschliesst. Somit bezahlen diese Studenten gleich zweimal eine Versicherung, nämlich die, die sie in ihrem Heimatland abgeschlossen haben und eine, die den Anforderungen der Schweiz genügt. Viele dieser Studenten kommen aus Zweit- und Drittweltstaaten und können das finanziell nicht verkraften.
Ich behaupte, und das kann man statistisch zurückverfolgen, dass mit der Einführung der Zwangsversicherung die Kosten zu explodieren begannen. Da gab es keine Handbremse anzuziehen, da gab es bloss die Notwendigkeit, Ruth Dreyfuss mit ihrem Obligatorium zu stoppen – was leider von den Paralmentariern sämtlicher Couleur nicht gemacht wurde.
IV und KK: Hier findet bloss eine Kostenverschiebung statt. Dasselbe gilt für die Kantone und Gemeinden: Die Kosten werden vom Bund auf diese übertragen.
Die Babyboomer kommen jetzt in ein Alter, in dem sie anfälliger für Krankheiten sind. Gott-Sei-Dank haben wir Ausländer wie Pakistani, Tamilen, Ex-Jugoslaven, usw, die die Pflegearbeit in den Krankenanstalten übernehmen. Schon längst wird im Spital hochdeutsch gesprochen, denn die Schweizer sind sich zu schade für den Pflegeberuf. Die Pflegebranche ist boomend und wir haben zuwenig Personal dort, und es werden stark zunehmend immer mehr gebraucht. Wenn man deren Löhne hingegen betrachtet, erstaunt es mich, dass überhaupt jemand den Pflegeberuf ergreift. Viele sind dort seit langem vom Burn-Out-Syndrom bedroht. – Nur so nebenbei: Die Berufsgruppe, die das grösste Suchtrisiko trägt, insbesondere Alkohol, sind die Ärzte selbst.
http://www.sackgeld.info
@Carolus Magnus
Du sagst es genau. Der springende Punkt der Kostenexplosion ist das OBLIGATORIUM….aber diese kam von Links (Ruth Dreyfuss) und hat somit die Medizinalbranche auch ins linke Lager spediert mit der nachfolgenden Verstaatlichung derselben. Natürlich waren die Medizinalzulieferer ( rechtes Lager!) über das Obligatorium letztendlich nicht unerfreut , da durch diesen Schritt Riesenbeträge für die Anschaffung und Entwicklung von High-Tech Apparaten und auch Spitäler möglich wurden.
Was mich aber am meisten störte und worüber nicht viel gesprochen wurde, war, dass es für Mediziner attraktiv wurde sich Selbständig zu machen. Mit der Umsatzgarantie war es ein leichtes sich eine Praxis einzurichten und in diesem System abzuzocken. Inwiefern die Kontingentierung heute durchgesetzt wird entgeht meiner Kenntnis heute allerdings weil, darüber spricht man nicht :cry:
Vor dem Obligatorium jammerte niemand über hohe Beiträge oder schlechte Pflege. Aber wie so oft. Wenn alles gut ist kann man alles noch verbessern, nur leider gings diesmal in die Hose
Es kommt aus dieser Betrachtung nicht von Ungefähr, dass der nächste Schritt die Einheitskasse wäre. Hier haben sich die Euroturbos allerdings klar verschätzt und das Volk ist nicht schon wieder auf die Angstmacherei reingefallen. Mit Ausnahme meines Kantons und des Nachbarkantons. Ist auch verständlich, dass bei uns so abgestimmt wurde wenn man bedenkt, dass auf rund 175’000 Einwohner 34’000 Funktionäre kommen.
Du sagst es auch! Die Schweizer machen nicht gerne die Drecksarbeit, ob im Gesundheitswesen oder im Gastgewerbe da möchte jeder gerne der Chef sein und vergisst leicht, dass jemand auch wenn er einen Akzent oder andere Hautfarbe hat nicht unbedingt ein Idiot ist.
@scheff & @Carolus Magnus: Finde die letzten Argumente und Feststellungen höchst interessant. Ich selber bin Pflegefachmann und habe aus dem Betrieb, in welchem ich arbeite meine Sicht auf diese poltischen Entwicklungen. Uns ich wurde im Bereiche des Gesundheitswesen politisiert, als der Betrieb, in dem ich arbeitete per Gesundheitsdirektion geschlossen wurde, das heisst, ein Leistungsentzug stattfand. Es stimmt, in meinem Beruf kommt es immer öfters vor, dass Leute aus dem Nahen und auch ferneren Ausland Jobs erledigen, die kein Schweizer machen würde. Es sind oft sehr harte Jobs.
Leider kenne ich mich ind en Fakten des KVG zu wenig aus, weiss auch nicht, wann das Oblifgatorium eingeführt wurde.
Was ich aber klar sehe und sagen kann ist das, dass unser Gesundheitswesen auf eine grössere Katastrophe zugeht. Viele Menschen, jeder 5.oder 6. im Land arbeitet schon in diesem Sektor und wenn die Altersentwicklung weitergeht brauchen wir noch ein Vielfaches an Arbeitskräften. Und wer das bezahlen wird ist mir ein Rätsel!
Ja, die jetzige Abstimmung ist eine blosse Kostenverschiebung. Und eine Einheitskasse hätte immerhin insofern etwas bringen können, dass die Versicherungen nicht mit Geldern herumspekulierten und an eine Gewinnmaximierung denken und dabei für Werbung Millionen ausgeben.
Lieber Rafael
Das Obligatorium der Krankenversicherung wurde 1996 eingeführt.
Wenn heute ein Schulabgänger nicht weiss was er lernen soll und mich fragt, dann sage ich stets: „Falls du einen sicheren Arbeitsplatz willst, der nicht wegrationalisiert wird, dann gehe ins Gesundheitswesen oder mach den Bank- oder Versicherungskaufmann, falls du dort eine Lehre findest. Aber die besten Aussichten sind noch immer die Stellen beim Gesundheitswesen in bezug auf Stellensicherheit“.
Lieber Gruss
Carolus Magnus
http://www.sackgeld.info
@scheff
Es ist für mich persönlich unerheblich, ob nun das Obligatorium von links oder von rechts kam. Das Dumme daran war, dass sich keiner weitergehende Gedanken machte und meinte, man müsse die 2% Unversicherten vor sich selbst schützen. Dabei waren diese meist eh schon Vermögende, die eine solche Versicherung gar nicht nötig hatten.
Dasselbe läuft mit dem Gesundheits-Junkie Gutzwiller, der meint, alle und alles „angeblich“ beschützen zu müssen, wohingegen er nur die Lobbyaufträge der Pharmaindustrie ausführt. Siehe dazu auch -> http://www.sackgeld.info.
Sobald ein Staat meint, er müsse sich in das Gesundheitsverhalten seiner Bürger einmischen, wird das Gegenteil des Propagierten provoziert, den erstens sind Verbote gerade für Jugendliche äusserst attraktiv und zweitens hat es noch nie eine Volksgruppe ohne Süchte gegeben.
Gerade heute, wo durch die aus dem Ruder laufende Marktwirtschaft (analog 19. Jahrhundert -> Manchestertum und als Folge im 20. Jahrhundert die Entstehung der SP) Süchte nicht bloss fördert, sondern den Wirtschafts-Darwinismus ad absurdum fröhnt, sollte man mit solchen Gesetzen zurückhaltend sein und, statt Symptomsbekämpfung, die Wurzel des Übels anpacken, nämlich die Zurückbindung der übertriebenen Wirtschaftsfreiheiten in relation zu den Arbeitnehmern mit ihren negativen Auswirkungen auf das Seelenwohl durch die vorherrschende Unterdrückermentalität gegenüber den Abhängigen Arbeitnehmern.
Es hat und es wird nie eine suchtfreie Gesellschaft geben, solange Menschen arbeiten müssen um zu überleben, anstatt zu dürfen was ihnen selbst gefällt – unabhängig der Höhe des Lohnes! Viel Potenzial und Kreativität ging und geht dabei verloren. Die Wirtschaft täte besser daran, die Initiative „von Geburt an bedingungsloses Grundeinkommen“ zu unterstützen – denn sonst gehen ihnen bald die für die Wirtschaft wichtigen Innovationen aus.
Angst nämlich hemmt die Kreativität – und es herrscht allerort grosse Angst vor dem Stellenverlust.
Gruss
Carolus Magnus
http://www.sackgeld.info