Wenn ich in Almaty in den Bus steige, erlebe ich ab und zu ganz originelle Situationen. Man muss wissen, ich trage an fast allen Anzügen und Mänteln einen kleinen Lenin-Pin. Ein Grossmütterchen sagte kürzlich nur:“maladiez“ – mit einem verschmitzten Lächeln. Ein Ander Mal hörte ich zwei ältere Frauen miteinander tuscheln:“Was ist das, was er da am Jackett hat? – Ein Komsomol oder ein Kommunist?“ – Die Abzeichen haben verschiedene Graduelle Unterschiede Gehabt. Man konnte im Kommunismus  aufsteigen.

Im Taxi ist es ähnlich. Der Grundton ist da eher so:“Ahh, das habe ich schon lange nicht mehr geshen…wird heute nicht mehr so oft getragen!“ – Dann beginnt ein Monolog von den Guten alten Zeiten. „Heute, im Kapitalismus, da interessiert sich jeder nur für sich! Das ist schlecht für die Seele! Früher, im Kommunismus…“ – So geht das dann weiter, je nach Taxist. Insgesamt ist der Grundton schon so, dass viele Menschen in Kasachstan froh, sind, dass die Diktatur des Kommunismus ein Ende genommen hat und die Bevölkerung westliche Freiheiten bekommen hat. Aber das ging hier eben alles ein Bisschen zu schnell. Mit der Freiheit hätte auch die Verantwortung kommen müssen und die ist halt eben noch nicht angekommen.

Ich habe in der Wohnung auch folgenden Lenin Wimpel hängen:

Dies einerseits aus ästhetischen Gründen, weil mir die Grafik und Propagandakunst der cccp gut gefällt und Andererseits auch ganz klar aus dem Grund, weil ich hier  immer noch einen Rest an gesellschaftlicher Solidarität und Einheitsgefühlen erlebe, die mir so in der Schweiz total fremd waren.

Aktuell gibt es tektonische Verschiebungen in der Weltwirtschaft. Das könnte Regionen viel Gewicht geben, die bis anhin ein Schattendasein geführt haben und es könnte den mächtigsten Wirtschaftsnationen zeigen – so geht es nicht mehr weiter!!!

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Zwei neue grosse Bauprojekte kurz vor der Fertigstellung. Das Erste ist an der Kreuzung Abbaja/Auezova. Ein Riesiger Geschäfts und Wohnungskomplex mit einem Rundbau davor. Zusätzlich gibt es viel Grünfläche und Brunnen. Das Zweite ist eine Überbauung vorwiegend aus Wohnraum bestehend an der Muratbaewa/Satpaewa . Beide Projekte werden sehr schnell gebaut, was eine Ausnahme ist in Almaty. Viele Projekte wurden auf Eis gelegt, wegen der Finanzkrise.

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Bei sensationellem Wetter machten wir uns gestern mit dem Bus Nr. 6 auf Richtung Medeo. In den Bergen oberhalb Almatys gibt es einen grossen Wintersportkomplex. Medeo und Chimbulak. Das höchstgelegene Eisstadion der Welt, und einen Wintersportort Chimbulak mit vielen Skiliften, Hotel und Ferienhäusern.

Etwas vor Medeo machten wir uns um neun Uhr morgens an den Aufstieg Richtung Kumbel Tau, dies ist der Hausberg Almatys. Der nächstgelegene 3000er. Die Wanderung ist nicht anstrengend und da jetzt schon etwa zehn Zentimeter Schnee liegen ist das umliegende Bergpanorama des Tian Schan wunderbar zu sehen.

Die Fernsicht reichte gestern mit über 120 Kilometern gar bis fast an die chinesische Grenze. Nach zwei Stunden leichtem Aufstieg erreichten wir ein Plateau mit guter Sicht über ganz Almaty, welches schon etwa s im Smog versinkt. Aber auf den Fotos ist die wunderbare Lage dieser Stadt immer noch zu erkennen. Dort angekommen verpflegten wir uns und liessen eine Besteigung des Kumbels wegen ungenügender Schneeausrüstung sein.

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Mitten im Stadtzentrum gefunden, bei einem zerstörten Museum – Museumsstücke russischer Medikamente. Alle Fläschchen noch schön verschlossen – wie neu. Überall die Aufschrift „Made in USSSR“.

In der Nähe eine Reihe Bilder, die an den Wänden gehangen haben müssen, Ausbildungskurse, Gruppenfotos oder auch Aufnahmen von Chemischen Experimenten. Das Untere Foto zeigt eine internationale Ausbildungsgruppe.

Der Transport nach Hause war etwas schwieriger, auf der nächsten Strasse, der Hauptstrasse Almatys hätten die Passanten womöglich etwas seltsam geguckt, wenn ich mit den Händen voller Medikamentenfläschchen daher geeilt wäre. Darum musste ein halbwegs sauberes Stück Styropor herhalten.

Zieg Heil, solche und Ähnliche Formulierungen auf Stein und Beton verewigt findet man in den Bergen oberhalb Almatys zur Genüge! Ich frage mich, wer diese Nazi Parolen hinschmiert. In Kasachstan habe ich bislang keine Anzeichen für einen Neonationalsozialismus gesehen, wie er aus Russland in den letzten Jahren in die Medien gelangt ist. – Auf das Bild klicken für eine Ansicht in voller Grösse.

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Die Deutsche Woche, organisiert durch das Goethe-Institut in Almaty hat am Freitag den 31. Oktober mit der Fotoausstellung „Epson art photo award“ – Junge Europäische Fotografie begonnen. Die Ausstellung präsentiert 112 prämierte Foto-Arbeiten von Studenten und Hochschulabsolventen aus Deutschland, Ungarn, Schweden, Polen, Großbritannien, Ukraine.

Als Fortsetzungsprogramm spielte Barbara Morgenstern anschliessend im Coffe Delia Elektronische Lieder.

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Dem kasachischen aber auch Deutschen Publikum präsentierte Morgenstern eine frische und lebendige Sammlung ihrer Kompositionen. Elektro Beats (nicht langeweilig und monoton) kombiniert mit der eigenen Stimme.

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