Vor wenigen Tagen habe ich zum ersten Mal eine Tramfahrt in Almaty gewagt. Bis zur Endstation mit dem Tram Nr.6 bin ich gefahren. Dort in der Nähe befindet sich eine Kunsthochschule und auch die grösste Psychiatrische Klinik der Stadt. Es war amüsant, die ganzen Deutschen Piktogramme im Tram zu sehen, selbiges stammt aus Potsdam, der Ehemaligen DDR. Der folgende spaziergang in einer Neubagegend war interessant, zuerst bei der Tram – Endstation viele Plattenbauten mittlerer Qualität, dann die gewohnte grossräumigen Metallabschirmungen der durch Spekulation verkauften Stadtflächen, die haben oft Kantenlängen von mehreren hundert Metern, bis Kilometern. Die nächste Station war das Megacenter inmitten der imposanten Megatower, da ass ich eine Bratwurst bei ‚Bratfritzen‘, einem Deutschen Unternehmen. Wenige dutzend Meter neben dieser gigantischen Überbauung fand ich wieder eine Menge Abrisshäuser, inmitten grosser stinkender Müllberge. Diesmal musste sogar ich meinen Hemdkragen vor die Nase halten.

Aus den Eindrücken machte ich folgenden Kurzfilm:

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Obschon ich bald ein Jahr in Almaty lebe fallen mir die Verhältnisse auf den Strassen noch immer auf. Das Erste ist, dass verhältnismässig viel zu viel Autos der obersten Preisklasse herumfahren. Hummer H2, Lexus, Mercedes M-Klasse und alle anderen Geländewagen. Sie sind meistens blitzblank gereinigt.

Wenn man sich mit dem Durchnittsbürger unterhält, oder sich in ein normales Taxi setzt schütteln die meisten nur mit dem Kopf, wenn man fragt, wie so etwas möglich, ist, dass soviele teure Autos herumfahren. Erklärungen muss man vermutlich nicht zu weit suchen. Neben der Ersten, auf die ich vermutlich nicht einzugehen brauche ist das Auto das Statussymbol. Ich habe oft junge Männer gesehen, in eher ärmlichen Gegenden der Stadt, die ihre ganze Zeit mit ihrem Mercedes vor dem Haus verbracht haben, ihn gewaschen und gepflegt haben. Dahinter ein winziges Häuschen, beinahe nicht grösser als das Auto. Oft werden auch Kredite aufgenommen, die mehrere Jahre Laufzeit haben. Im Gegensatz dazu hat ein Job in Kasachstan nicht mal in der Chefetage mehrere Jahre Laufzeit.

Zur Risikobereitschaft: Es wird oft mit völlig überhöhter Geschwindigkeit gefahren, die Lenker beherrschen ihr Auto schlecht und schauen nicht voraus. Die Situation hat sich für die Fussgänger in der letzten Zeit etwas verbessert und ich habe noch nie direkt einen Unfall mit ienem Fussgänger beobachtet. Im Gegensatz zu Blechschäden, die ich jeden Tag zu Hauf sehe.

Ich denke gewisse Dinge werden sich ändern, der Sprit verteuert sich auch hier und die Kontrolle der unterbezahlten Polizisten wird besser. Jeder der nicht angegurtet ist kann mit einer Strafe rechnen.

Über einen Kollegen habe ich erfahren, dass er noch eine grosse Leninbüste bei sich aufewahrt. Ich habe ihn gebeten, mir diese zu überlassen. Anfang Mai kam der Kollege; – an eben diesem Tag ging der Lift in meiner Plattenausiedlung zum ertsen Mal   seit ich hier wohne nicht. Das hiess zu viert den Lenin (über 80 kg) ins 8. Stockwerk zu tragen. Hier folgt diese Absurd – Action als Videodokument :

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Ist schon etwas älter, das Videomaterial stammt noch vom 09.05.2008, dem Dijn Pobedi, dem Siegestag über den Faschismus. Nach der Zeremonie mit den Veteranen gabs in der Stadt mehrere Bühnen mit Konzerten. Da habe ich diesen Knaben gefilmt…

Links zum Thema:

Gestern bin ich seit langem wieder einmal in die Berge gewandert. Sie unterscheiden sich nicht gross von den Schweizerbergen. Gleich am Stadtrand von Almaty kann man mit dem Bus Nr.5 zum Observatorium fahren, von da beginnt ein Wanderweg, zuerst durch Birken und Fichtenwälder auf ca. 2000 MüM. Anschliessend lichtet sich der Wald und die Berge werden sichtbar.

Die Blumenvielfalt ist unglaublich. Nicht mit derjenigen in der Schweiz zu vergleichen. Es blüht lila, gelb, weiss… Immer im Rücken Almaty. Wenn man sich umdreht sieht man über die ganze Stadt bis weit in die Steppe hinein. Ein sensationelles Panorama.

Der Weg wird nun immer steiler, die Baumgrenze ist erreicht. Die ersten Enziane sind zu sehen, bald ist die Wiese blau von Enzianen. Und wenige hundert Meter weiter sah ich das erste Edelweiss. Ich dachte mir, wie ich es aus der schweizerischen Bergwelt kenne, an exponierten Lagen vielleicht eine Handvoll Edelweiss. Nein, es sind abertausende. Die ganze Wiese ist weiss von Edelweissen.

Die Blume hat bei der Urbevölkerung Kasachstans eine wichtige Bedeutung in Märchen und Sagen. Auch auf Russisch heisst die Blume Edelweiss. Ich habe dann einen Pik bestiegen, dessen Namen ich mir aber nicht merken konnte. Auf 3100 MüM konnte ich dann auf die Riesen des Alatau hinübersehen, in die Gletscherwelt und die Schneebedeckten Gipfel, unter Anderem auch den Pik Kommunistitschki (4400).

Es folgte ein etwas beschwerlicher Abstieg, da ich nicht mehr so trainiert bin. Durch die Wälder zurück, da habe ich wieder viele Fasane und Rebhüner gesehen.

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Innerhalb Almatys gibt es nur einen einzigen nennenswerten See. Obschon auch da das Wort See sehr hoch gegriffen ist. Ein künstlicher Damm staut das Wasser von den Bergen und so gibt es einen See mit einem knappen Kilometer in der Länge. Weil es in der letzten Zeit hier sehr heiss ist bin ich kurzerhand schwimmen gegangen, obschon es eigentlich nicht anzuraten ist, dort schwimmen zu gehen. Es liegt überall Abfall herum und die Wasserqualität ist fragwürdig.

Wie dem auch sei die Gegend rund um den künstlichen Stausee Sairam ist eine einzige Riesenbaustelle. Die Firma Kuat baut eine neue Stadt in der Stadt hin, knapp 30 hundert Meter hohe Türme und alles drum und dran. die erste Gruppe à 6 Hochhäuser ist schon fertig. Die Aussicht von da ist prächtig. Im Sommer den See vor sich und dahinter die Bergketten. Ein Überblick über das ganze grüne Almaty ist auch gegeben.

Auf dem obigen Bild die Baustelle der Hochhäuser, auf dem folgenden Foto dieselben Häuser aufgenommen von der anderen Seite des Sairam Sees.

Rund um den See gibt es noch drei weitere Grossbaustellen. Unten and der Straase eine Überbauung mit etwa fünf sehr grossen und in die Länge gezogenen Betonklötzen. Oben am See eine Überbauung ebenfalls von Kuat, mit verschnörkelten „Neo-Renaissance“ – Gebäuden.

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