Ein Erlebnis der Sonderklasse stellt ein Gang beim Schuhputzer dar. Hier in Almaty ein hochangesehener Beruf. Die Kasachen legen sehr hohen Wert auf gepflegtes Schuhwerk, man koennte geradezu von einem Heiligtum sprechen. Nachdem ich zugesehen habe mit welcher liebe der Schuhputzer sein Handwerk betreibt konnte ich mir die 300 Tenge preiswerte Prozedur nicht entgehen lassen. Schliesslich habe ich mich meine neuen Lederschuhe auch 4800 Tenge kosten lassen.

Also das geht so: Zuerst wird beim rechten Schuh der Schnuersenkel ausgefaedelt und die Hose hochgekrempelt. Dann wird mit einem weissen Schaumspray und einem Putzlappen der grobste Strassenschmutz entfernt. Dann folgt die Behandlung mit der mittelkleinen Burste und dem Schaum, um auch die Ecken und Rander sauber zu reinigen. Nun dieselbe Prozedur mit dem linken Fuss.

Als naechstes steht Fusswechsel bzw. Schuhcreme auf dem Programm. Diese wird auch zuerst mit dem Lappen aufgetragen, dann werden die Raender mit der mittelkleinen Buerste ausgewichst, und schliesslich mit der Zahnbuerste noch die kleinsten Falten in der Oberflache. Fusswechsel.

Schliesslich wird, zurueck zum rechten Fuss, zuerst mit der groben, dann mit zwei feinen Buersten der Schuh glanzpoliert, mit einem noch feineren Tuch endpoliert und mit einem Spray impraegniert. Fast wie bei einem Gebet bueckt sich der Schuhpolierer ueber den Schuhruecken, haucht auf die Impraegnierung, und massiert dann den Schuh noch mit blossen Haenden. Schnuersenkel wieder eingefadelt, gebunden und Hose heruntergekrempelt, linker Fuss, fertig!

Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so schon glaenzende Schuhe gesehen. Am liebsten wuerde ich barfuss nach Hause gehen, damit das Werk des Schuhputzers nicht zerstoert wird.

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Der Sonnenaufgang über der Steppe ist von fataler Schönheit. Zuerst sehe ich ein schwaches leuchten am Horizont, wie die Lichtreflexionen einer Stadt. Aber es gibt hier keine Stadt. Langsam nimmt die Leuchtkraft zu und nach etwa einer halben Stunde werden erste Silouhetten der Landschaft sichtbar. Die Lichfarbe geht langsam über von rot-orange in pastellblau-gräulich.
Die Dimensionen sind unbeschreiblich. Stellenweise geht die Landschaft natlos über in den Himmel. Plötzlich sehe ich am Horizont ein feurig rotes Aufflammen das immer stärker wird und sich über den in duzenden von blau-grau Tönen marmorierten östlichen Horizont ausbreitet. Und schlussendlich erhebt sich eine feurig rote Kugel über dem Horizont.
Keine Kamera vermag dieses Schauspiel auch nur annähernd festzuhalten. Ich würde allen empfehlen, dieses Naturschauspiel erster Güteklasse mit eigenen Augen zu Betrachten, möglichst in freier Natur, abseits von Zivilisation, Motoren- und Zuglärm.
Die Steppenwüste, sandfarbene Gräser und Sträucher, dazwischen schwarze, verkohlte, abgebrannte Flaechen, Hügel, Telefon-, Stark- und Schwachstrommasten, Trafostationen, kleine Siedlungen, Bahnarbeiter, Lastwagenkarawanen, viele kleine Wäldchen von kleinwüchsigen Bäumen, moränenartige Aufschüttungen, dann vieder streifen von rötlicher Erde, Ansammlungen von einem grauen Gewächs, Viehherden, Schafe, wilde Pferde, ein Fahrzeugwrack, Gesteinsplatten, eine verlassene Siedlung die verlottert, am Horizont braut sich ein Gewitter zusammen, ein leerer Yoghutrbecher, Bierdosen, ein Sendeturm auf einem Hügel, eine Elster, da ein ganzer Vogelschwarm, jetzt wird das Gebiet ganz karg, nur Steppe und Himmel soweit das Auge reicht, könnte ein abgemähtes Kornfeld sein, aufgrund der linienartigen Struktur, Strommast nr. 265, 266, 269, die Sonne reisst ein Loch in die Wolkendeckt, weit weg leuchtet eine Fläche hellgelb auf, durch die perspektivische Verzerrung nur erkennbar als ein einzelner Strich in der Ferne, eine art kleiner Unterstand aus Steinen und mit Wellblechdach, da und dort Rinnen, die das Regenwasser gegraben hat, sehen aus wie Minicanyons, eine Verlassene Fabrik, ein kleiner Tümpel, eine Oase, da steht ein Motorrad neben den Geleisen, ist hier eher selten anzutreffen, wahrscheinlich wegen der staubigen Luft, salzartige weisse Flächen, zwei Falken, Gesteinsbrocken, mitten im Niemandsland ein Betonklotz, Gebirgszüge, Grabhügel, rechteckige künstliche Erdaushübe, hier und da noch eine Wasserpfütze, die Sonne blendet am Zenith, eine einsame Krähe landet auf einem rostigen Stahlpfeiler, der aus dem Boden ragt, zwei vor sich hinrostende ausrangierte Bahnwaggons, antik arabisch wirkende Lehmhäuser

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Astana befindet sich mitten in der Steppe. Die neue Hauptstadt von Kasachstan ist sehr beeindruckend. Nebst einem indusrtiellen Teil nordoestlich der Stadt mit angrenzendem Einfamilienhaeuschenteil befindet werden gegen Sueden die Bauten immer hoeher, bis man schliesslich, nach einer ueberquerung des Flusses Jesil, unter dem Kasachischen Triumpfbogen hindurch in den neu angelegten Regierungsteil gelangt. Hier sind die Gebaeude herausgeputzt und imposant, farbig und prunkvoll. In einem rechteck um den Astana Baiterek Turm angeordnet bilden die Gebaeude eine Art parkartige Struktur, abgeschlossen durch eine modernr Pyramide im Osten und einen See im Westen. Vieles befindet sich noch im Bau.

Ein Modell der Endphase konnten wir auf der Turmspitze betrachten. Dort befindet sich nebst einer Bar auch eine art Altar, wo die Besucher Ihre Hand in ein eisernes Handprofil legen. Daneben eine hoelzerne Weltkugel, umgeben von Holzplatten mit den Unterschriften von 17 Oberhauptern von den weltweit groessten religioesen Gemeinschaften, die an einer hiesigen Weltreligionskonferenz beigewohnt haben. Es erweckt den Eindruck, als strebe die politische Fuehrung des Landes nach einem postmodernen Mekka der vereinigten Weltreligionen, denn der Altar befindet sich im Zentrum an der Spitze der Kugel auf dem Turm.

Die anfawenglich etwas unfreundlich erscheinenden Leute tauen schnell auf, sobald man sie nach ihrem Namen fragt und ein paar Worte russisch oder noch besser Kasachisch mit Ihnen wechselt. Dann und wann sprechen sie auch ein paar Worte Englisch.

Der Sonnenuntergang ueber dem Fluss Jesil ist etwas vom schoensten was ich je gesehen habe. Die Silouhetten der postmodern-arabischen Gebaeude und der frische Steppenwind haben es mir angetan. Astana, do swedanje!

Zu den Fotos, die ersten paar stammen noch aus Almaty, auch das Foto mit dem Wilden Hanf habe ich direkt am Strassenrand aufgenommen.

Die Eule stammt aus dem Almatiner-Zoo, welchen wir noch besucht haben. Leider haben viele Tiere in diesem Zoo nicht den benoetigten Freiraum, sodass auch einige ziemlich krank aussehen.

Nachher die Fotos vom Flug nach Astana und Astana selber.

Morgen um sechs Uhr folgt dann eine sehr lange Zugfahrt zurueck nach Almaty. Wir fahren dieselbe Strecke zurueck, wie wir mit dem Flugzeug hingeflogen sind. Das bedeuten ca 22 Stunden Zugfahrt. Dafuer muessen wir aber heute noch Proviant einkaufen gehen.

Morgen gegen Mittag fliegt die Gedankenboerse ins zentrale Steppenland Kasachstans. Auf den Weg in die neue Hauptstadt des Landes machen wir uns. Seit numher zehn Jahren wird die Stadt Astana aus dem Boden gestampft, seit Nursultan Nasarbaev (Praesident) diese zur Hauptstadt erhob. Gruende dies zu tun waren vielfaeltig. Ein Hauptgrund lag aber darin, dass ueber 70% des Geldflusses Kasachstans vorher in der Region Almatys zu lokalisieren war. Ein weiterer Grund ist die Identitaetsfindung des Kasachischen Volkes, welches geschichtlich gesehen mehr oder weniger in der Gegend um Astana, also dem reinen Steppland seinen Ursprung hat.

Heute ist Astana eine Stadt mit 364000 Einwohnern und ein zentraler Eisenbahnknoten auf der Achse China-Russland und Russland Turkistan. (Turksib und Transsib)

So und wir lassen uns mal ueberraschen, was wir so zu sehen kriegen.

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Es war heute spannend zuzusehen, wie die KasachInnen den Tag der Republik feiern. Auf dem Zentralen Platz war fuer die Zuschauer abgesperrt, sodass man einmal nicht von den Autos und deren Abgasen belaestigt wurde, sondern durch die Ueberlaute Volkspopulistische Musik. Schoen war es den ganz verschieden Menschen zuzuschauen, wie sie herumspazierten, ihr Eis assen oder bIer tranken. Wirklich frei scheint sich das Volk aber noch nicht zu fuehlen. Die Partystimmun ist nicht allzu ausgelassen, man koennte sogar ab und zu das Wort „bedrueckend“ verwenden.

Es war aber eine bereichernde Erfahrung, da ich bis jetzt in KZ noch kein solches Volksfest erlebt habe.

Und somit leite ich ueber zum zweiten Teil des Berichtes, welcher sich mit unserem gestrigen Ausflug an den Charryn Canion befasst:

Es ist unmoeglich, die Dimensionen der kasachischen Steppe in Fotos wiederzugeben. Endlose weiten, dazwischen einige Huegel, am suedlichen Horizont die Verschneiten Berge, die Grenze zu China, Usbekistan. Der Boden, der eine eintoenig braune Farbe hat entpuppt sich bei genauerem hinsehen als ein Gemisch aus einer imensen Gesteinsvielfalt. Ich habe 39 verschidenfarbige Steine gesammelt. Zwischen den steinen, feinster Sand. Es ist ein unglaubliches Gefuehl, darauf zu gehen, vergleichbar mit Harst (leicht angefrohrener Schnee). Da und dort Loecher im Boden, wenn man Glueck hat sieht einem frech und neugierig eine Wuestenmaus entgegen. Auch habe ich eine kleine Eidechse entdeckt, die sich tot stellt. Ueberall Wuestenpflanzen mit wunderschoenen farbigen Blueten. Die Sonne brennt, bis zu 45 Grad im Sommer. Vor uns eroeffnet sich der Canion der gleichzeitig auch militaerisches Sperrgebiet ist, also betreten Verboten.

Es ist erstaunlich dass vereinzelte Spuren der Zivilisation, sprich Abfall am Strassenrand gar nicht so extrem stoert. Er geht buchstaeblich unter in den weiten Dimensionen der Steppe. Ich komme mir vor wie in einem amerikanischen Road-Movie. Hungrig begeben wir uns auf die vierstuendige nach Hause fahrt mit dem Audi 100. In einem Bauerndorf essen wir in einem Restaurant.

Heute, der 25.10. ist der Nationalfeiertag in Kasachstan. Der „Din Reszpublika“. Da sind viele Geschaefter geschlossen. Nicht aber das Citycenter an der ToleBi-Strasse, denn sonst koennte ich nichts schreiben. Es wird einen grossen Umzug auf dem Zentralen Platz geben,w elchen wir uns nachher anschauen gehen.

Hier noch ein paar Links uber Kasachstan, Almaty…

Doswedanje.