Philipp Jäger, ein deutscher Ethnologiestudent lebt seit mehreren Monaten bei einer kasachischen Gastfamilie in Almaty. Dort lernt er Schritt für Schritt die kasachische Sprache und integriert sich in die hiesige Kultur. Vor ein paar Wochen hatte Philipp die Gelegenheit durch die Gastfamilie einer kasachischen Hochzeit beizuwohnen. Also für das Gebiet der Ethnologie sicher eine gute Möglichkeut “Feldforschung” zu betreiben. Ich selber war ja auch schon per Zufall an Hochzeitsessen, in Almaty. Es ist ein eindrückliches Spektakel. Ich werde einen dreiteiligen Text, den Philipp geschrieben hat veröffentlichen. Die Fotos stammen ebenfalls von ihm. – Der Autor ist auf dem letzten Bild Links zu sehen!

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Und hier der Text „Eine kasachische Hochzeit erster Teil

Es ist Freitagabend. Ich warte ungeduldig im Haus meiner kasachischen Gastfamilie, denn gleich werde ich abgeholt. Heute heiratet Ergali, ein Bruder meiner jungen Gastmutter. Mit der Ankunft der Braut beginnt der erste Teil des 20-tägigen Hochzeitsrituals, der mit einem Fest in der Familie des Bräutigams zelebriert wird. Als um zwanzig Uhr endlich der Wagen eines Bruders des Bräutigams vorfährt, befürchte ich schon alles verpasst zu haben.

Aber zu Unrecht, denn kaum am Bauernhof der Mutter des Bräutigams in Talgar, einer Vorstadt Almatys, angekommen, sind die Vorbereitungen noch im vollen Gange. Die Männer sind dabei die Möbel zu rücken, die Frauen arbeiten in der Küche und bereiten die verschiedenen Speisen zu. Fasziniert betrachte ich alles und schieße Unmengen an Fotos.

Die Tafel wurde schon tagsüber bereitgestellt und mit Süßigkeiten, die von russischem Konfekt bis zu kasachischem Süßgebäck reichen, gedeckt. Auch Obstschalen und verschiedene Salate, aus Kraut, Karotten, Erbsen, Kartoffeln und Fleisch, was bei den Kasachen selbstverständlich ist, sind schon aufgetischt.

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Talgat Schanibekov ist ein kasachischer Jungregisseur, welcher eben seinen dritten Kurzfilm der Öffentlichkeit vorgestellt hat, dieser heisst „Okna“ – „Fenster“ und es dreht sich um ein Balletttänzerin, die sich in ihre Einzimmerwohnung zurückzieht und die von einem jungen Künstler wieder ins „aktivere“ Leben zurückgeführt wird. Der Künstler wird von meinem guten Künstlerfreud Alexej Schindin gespielt. Im Anschluss sehen Sie auch ein paar Screenshots. Einen Kurzfilm von Schanibekov will ich Ihnen aber nicht vorenthalten. Der Kurzfilm „Astanovka“ ist ab sofort in meinem neuen Videoplayer ganz unten im Blog zu sehen.

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Gestern war ich wieder einmal seit drei Monaten im Atelier von Erbossyn Meldibekov und lauschte seinen Ausführungen über die Kunst in Kasachstan und die Probleme. Er zeigte seine ganzen Fotos und was über ihn in den verschiedenen Katalogen usw. geschrieben wurde. Sein aktuelles Hauptthema sind die Fleischskulpturen. Er imitiert Skulpturen von Giacometti, arbeitet aber nicht mit Metall, sondern mit dem Fleisch, vorwiegend von Pferden, was seiner Ausführung nach mehr nach Zentralasien passt. Auch Actionfotos hat er verschiedenste gemacht. Die Werke haben nur eine Kurze Lebensdauer und darum ist das Foto das Kunstwerk, welches am Ende übrig bleibt.

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Vorgestern Abend hat im Kino Caesar eine Kurzfilmvorstellung stattgefunden, mit Filmen von Veit Helmer, einem Deutschen Regisseur. Eingeladen zur Vorstellung hat das Goethe-Institut Almaty. Das Kino war ziemlich gefüllt, denn die Vorstellung war Kostenlos. Zehn Minuten zu spät angekommen, wegen der verstopften Strassen Almatys, wurdr mir freundlicherweise in der ersten Reihe ein Platz freigehalten.

Die Vorstellung begann mit einem lustigen Film, einer deutschen Produktion, in diesem Kurzfilm sieht man einen Mann, welcher jede Menge Fallen über, unter und hinter seiner schlafenden Frau aufstellt. Der Zuschauer bekommt also das Gefühl, dass er diese gleich umbringen möchte. Mehr oder weniger lustigerweise ändert sich dann das Bild, als die Fallenserie gezündet wird. Schlussendlich fliegt die Frau regelrecht aus dem Bett an den Tisch und die verschiednen „Fallen“ bringen es Zustande, dass ihr Kaffee in die Tasse gegossen wird und eine Gutemorgen-Botschaft ihres Mannes erwartet sie in Papierform.

Wie sie vieleicht in meinem Unterton bemerkt haben, war ich etwas von der Vorstellung enttäuscht. Ich habe „richtige“ Kurzfilme erwartet und nicht Komädintisches. Später kamen noch vier Kurzfilme aus Azerbajdjan, Tadjikistan, Georgien und Kasachstan. Überall dasselbe. Schöne Landschaften aber kein wirklicher Hintergrund. Die Erklärungen des Anwesenden Veit Helmet, welcher die gezeigten Filme mit lokalen Filmschulen inszenierte war auch diese, dass es Amateurfilme von Studenten seien.

Naja, mit der Grösse desButgets hätte ich lieber etwas kritischeres oder authentischeres gesehen.

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Die moderne Heiratskutsche braucht keine richtigen Pferde mehr. Die Kasachstaner, Kasachen und die Kasachin haben vor ein paar Jahren umgesattelt. Die heutigen Kutschen und Pferde sind Autos. Die meistvertretenen in Almaty sind Mercedes der gehobenen Klassen, Prados und viele viele Hummer. Ebenfalls amüsant ist es am Wochenende vor dem Hochzeitspalast, wenn eine Limousine nach der Anderen heranfährt und die Paare abliefert und an die weiteren Etappen bringt. Dazu gehört wohl nach Programm und Grösse des Geldbeutels derPanfilow-Park, das Standesamt und dann der Zentrale Platz mit dem Monument des Goldenen Mannes. Dort hält das Brautpaar zusammen die Hand in eine eine Gegenform, einer grossen Bronzenen Hand.

Hier Fotos, der üblichsten Fahrzeuge Almatys:

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An der Strassenkreuzung Dschambula/Bajsakowa befindet sich die Schule für Tanz, Kunst und Musik des Almatinskij Rayon. Kinder ab sechs Jahren können in dieser speziellen Schule ihre Talente fördern. Dies nicht im elitären Sinne. Auch Kinder aus weniger gutbetuchten Familien können an dieser Schule professionell malen, tanzen oder musizieren lernen.

Die Schule ist in einem relativ alten aber sehr gut imstand gehaltenen Gebäude untergebracht. Auf den Gängen hört man schon die Versuche, aus der Dombra dem Nationalinstrument Klänge herauszulocken. Überall auf den Gängen warten stolze Eltern auf ihre Sprösslinge, sie tauschen sich auf Sitzbänken über das Leben und vermutlich auch über das Eltern – sein aus.

Im Raum für angewandtes Malen und zeichnen stellt die Direktorin der Schule gerade ein Buch vor, welches die Schülerinnen im Alter von sechs bis neun Jahren gemalt haben. Dabei sind die Werke von höchster Qualität. Ein Mädchen stellt sich auf ein Zeichen der Direktorin an die Wand, mit einem grossen Plakat wo drauf steht, dass der Schule als Preis für die guten Arbeiten eine Spende von einer Million Tenge übergeben wird. Das Mädchen lächelt und lässt sich gerne fotografieren.

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Im nächsten Raum wird das Teppich und Gobelin – knüpfen unterrichtet. Die kleinen Händchen bringen auch da wahrhaft Meisterliches zustande. Mit Konzentration und Durchhaltevermögen wird der Faden durch die Wirren des Strukturnetzes gezogen und lässt jedesmal etwas genauer erkennen, welches Sujet, ob ein Tier, eine Jurte oder eine Landschaft sich darin verbirgt.

In kleinen Röckchen und Ballettfinken rennen die kleinen Mädchen umher. Sie sind etwas nervös. Stellen sich aber der Reihe nach auf, so wie es die Lehrerin verlangt. Auf Russisch zählt selbige immer wieder: Odin, twa, tri, tschitiri. Übersetzt: Eins, zwei, drei, vier. Im Tackt von klassischer Musik werden zuerst die kleinen Füsschen aufgewärmt, anschliessend Bewegungsübungen und dann wird getanzt. Einen einzigen Jungen im Kurs mit 12 Mädchen, doch seine Rolle geniesst er sichtlich. Nach verschiedenen Übungen und klassischen Ballettstücken folgen neue und wie die Lehrerin betont Zeitgemässe Stücke. Wie gesagt, so umgesetzt; eine neue selbstgebrannte CD legt die Lehrerin in den Spieler und schon dröhnt aus den Lautsprechern:“ I am a barby girl…“ – Im Rhythmus wirbeln die Kinder umher, stellen sich wieder in Reihen und Gruppen auf.

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Weil der Stundenplan geändert hat ist es nicht möglich, der Stunde beizuwohnen, wo das Dombraspielen unterrichtet wird.