Morgen finden die Wahlen in Kirgistan statt. Die Welt schaut gespannt auf das kleine zentralasiatische Land. Für mich ist die Entwicklung spannend, weil ich drei Jahre wenige Kilometer Luftlinie von Bischkek weg gelebt habe und aktuell ein guter Freund in Bischkek an einer Uni doziert.

fotos by r.wiedenmeier

Ausländer? und auf dem angrenzenden Plakat Volksbefragung.ch! So agiert die SVP (Schweizerische Volkspartei) aktuell. Beim anklicken der Webseite volksbefragung.ch steht dann als Willkommensbotschaft: Welche Ausländerpolitik wollen Sie?

Ein Armutszeugnis, dass in der Schweiz Rechtspopulisten den Feind und die Fehlerhafte Politik immer noch bei den Minderheiten sieht! Zum Glück gibt es ein paar Leute die schnell reagieren und die Plakate mit einer Entschuldigung im Namen der Schweiz versehen haben:

Ich selber muss zugestehen, dass ich den Wahlkampf so gut wie nicht mit verfolgt habe. Ich lebe ja im Ausland. Und zudem habe ich etwas gelächelt, als ich vernommen habe, dass die SVP eine solche Initiative lanciert. Ich habe in meinem Blog auch schon sehr lange keine politischen Themen mehr behandelt , weil ich der Meinung bin, wenn ich nicht selber in die Debatte involviert bin, wie früher als   Parteimitglied oder bei Diskussionen in der Ausbildung/Beruf, dann halte ich den Mund. Bei dieser Sache ist das anders. Das ist eine Katastrophe und nicht so „harmlos“ wie ein Bundesrat Blocher oder eine Isolierung im EU-Raum. Heute hat sich die Schweiz mächtige Feinde geschaffen!!! Das Resultat dieses Gebärdens wird sich garantiert auf die   wirtschaftliche Beziehungen mit Ländern in denen der Islam verbreitet oder als Staatsreligion gelistet wird auswirken. Zudem verliert die Schweiz im Bezug auf ihre Rolle als „neutraler“ Staat und „Vorreiter“ in humanistischen Angelegenheiten, wie auch auf diplomatischem Terrain an Rückhalt.

Ich bin zutiefst betroffen von diesem Mittelalterlichen Entscheid und werde mich im Ausland wegen diesem Entscheid schämen müssen. Ich leben in Kasachstan, seit über zwei Jahren, einem Land mit einem gemässigten Islam. Das heisst in Kasachstan gehen weniger Menschen in die Moschee, als aktuell in der Schweiz in die Kirche. Und hier leben die   unterschiedlichste Religionen friedlich miteinander. Ein solches Gesetz wäre hier absolut unmöglich.

Die Schweiz, die ich kenne ist eine kulturelle und innovative Perle. Aber auch ein Land mit Problemen, die es sich nicht eingestehen will/kann. Ich bin im Kanton Glarus aufgewachsen. Habe ab der 1.Klasse immer wieder mit Kindern verschiedener Religionen zusammengesessen. Dazu zählten SchweizerInnen aus Katholischen/Reformierten Elternhäusern die zum Teil absurdeste Äusserungen von sich gaben über Gott und die Welt. Dann hatte ich vermehrt Kinder aus türkischen Familien, die dem Islam angehörten. Eine Religion von der ich zum ersten Mal gehört haben. Doch diese Kinder unterschieden sich nur in einer Sache von mir. Sie schauten PayTV Kanäle und durften keine Zweifel Chips mit Schinkengeschmack essen. Dann gab es SchülerInnen aus dem Tibet/Sri Lanka und Ex-Jugoslawien ich war schon damals interessiert von den Ländern dieser MitschülerInnen mehr zu erfahren. Ich fragte nach dem Essen, nach dem Aussehen der Landschaften und lernte von jeder Sprache erste Wörter kennen.

Wer die Initiative für das Bauverbot von Minaretten lanciert hat, wer dafür und wer dagegen gestimmt   hat, das interessiert mich nicht. Aber ich bin der Meinung, dass das sofort rückgängig gemacht werden soll, beziehungsweise dieser Artikel niemals in ein Gesetzbuch mit „allgemeiner“ Gültigkeit gedruckt werden darf. Ich hoffe auf grosse Proteste aus der Schweizer Bevölkerung und ich hoffe auf massive Kritik aus dem nahen und vor allem Deutschsprachigen Ausland!!!

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Maiak heisst soviel wie Leuchtturm – das Wort stammt aus dem Russischen. Ob Maiak ein Leuchtturm in der schweizerischen Nachrichten/Presselandschaft ist oder noch werden wird, diese Beurteilung überlasse ich Anderen. Die Idee hinter Maiak ist auf jeden Fall Hintergrundberichte aus Russland und ganz Osteuropa zu liefern, mit gut recherchierten Berichten.

Ende September konnte ich mich mit Jürg Vollmer, dem Leiter des Maiak-Projekts eine Stunde im offenen ISO-Container in der Binz Zürich angeregt unterhalten. Der ISO Container gehört zu einem ganzen Containerdorf, wo preiswert Raum für Künstler und JungunternehmerInnen entstanden ist.

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Das Gespräch mit Jürg handelte vom Projekt Maiak, wie das Ganze entstanden ist und welche Ziele das Projekt hat. Denn gerade Letztere sind ziemlich hoch gesteckt. Es soll in der Schweizer Medienlandschaft, die in den letzten Monaten vor allem bezüglich entlassener Auslandskorrespondenten von sich hat reden lassen, qualitativ hochwertige Hintergrundberichte geben. Maiak erarbeitet auf der Creative Commons Basis Artikel/Dosssiers und Fotomaterial, welches die Schweizer Presse kostenlos verwenden kann. Damit das funktionniert braucht es Investoren, die dieses Projekt unterstützen und ebendiese hat Jürg Vollmer in der Schweiz letztes Jahr gefunden.

Da das Projekt mit integriertem Newsroom und guter Webseite noch ganz am Anfang steht braucht es viele Leser und Leserinnen, die auch zu besagten Artikeln ihre Meinung schreiben oder Anregung zur Optimierung geben können. Ich wünsche Jürg Vollmer beim Projekt weiterhin viel Energie und auch Spass.

Links zum Thema:

Innerhalb von drei Monaten hat sich in Almaty etwas geändert. Diejenigen, die schon längere Zeit in Almaty leben haben sicher dieses Schild in den letzten Tagen immer Öfters gesehen:

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Tatsächlich erlebt Almaty in kürzester Zeit ein Revival der Spielhöllen, Zockerstuben und Casinos. Am 15.April 2007 habe ich noch einen Artikel über das komplette Casino- und Spielverbot in Almaty berichtet! Und innerhalb etwa mehr als einem Jahr wird alles wieder rückgängig gemacht – das hat schon was Lustiges an sich, wenn das Resultat nicht dermassen unangenehm wäre. An wirklich jedem Strassenzug und das ist keine Übertreibung gibtg es jetzt Spielsalons mit oben abgebildetem Zeichen. Es müssen ungeheure mafiöse Strukturen dahinter stehen, dass so etwas möglich ist!

Sogar mein Lieblingstürke, der Kebab 007 ist von einem Tag auf den Anderen verschwunden, das letzte Mal, als ich da einen Kebab essen wollte befanden sich im Innern Spielkästen.

Was ich ach interessant finde ist die Tatsache,   dass ich nie öffentlich etwas von einer Gesetzesänderung oder eben Rückgängigmachung gehört habe.

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