Das Plakat habe ich nicht weit von meiner Wohnung an einer Strassenkreuzung gesehen. Werbung für Villen, gebaut von einer türkischen Firma. Die angegebene Websiete funktioniert, wie ein Grossteil hier nicht.

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Das Stadtfest, welches jährlich stattfindet, ist eine Augenweide. Patriotischer geht’s vermutlich nicht, doch insgesamt ist die Wirkung positiv und jedem Allmatiner und jeder Almatinka wird damit auch Respekt gezollt, dass Sie Teil dieser pulsierenden Metropole sind. Am „Alten Platz“, dem „Starij Ploschet“ habe ich mit Aischan und Janara abgemacht. Von Zuhause aus, bin ich in vierzig Minuten der Satpaeva Strasse entlang, bei schönstem Herbstwetter spaziert, anschliessend hinunter zum Starij Ploschet. Schon beim letzten Stück Weg, welches durch einen Park führte hörte ich die Musik aus den Boxentürmen krachen.

Das riesige Gebäude, welches zur sozialistischen Stadtadministration gehörte war komplett eingehüllt in gigantische Poster, welche Almatys neue Hochhäuser und ornamentale Sujets, wie auch Äpfel, das Identifikationszeichen Nummer Eins Almatys zeigten. Über dem ganzen Platz hingen Duft – und Rauschschwaden von Schaschlikspiessen und anderen kasachischen Speisen.

Beim Eingang, welcher aus einem zwanzig Meter grossen aufgeblasenen Regenbogen bestand traf ich nach einem kurzen Anruf Aischan und ihre Freundin. Das Fest kam in Gang, das Orchester spielte Klassische Lieder, dazu wurde eine grosse eingeübte Schow mit hunderten, in traditionelle Kleider gesteckte Kasachstanerinnen und Kasachstaner vorgezeigt. Synchron tanzten, marschierten und flanierten die farbigen Menschen über die Bühne, im Takte der Musik. Viele von Ihnen hatten auf den Armen ein silbernes Tablett, gefüllt mit den schönsten roten Äpfeln, die man sich vorstellen kann. Das Publikum jubelte und kurz darauf erschien der Stadtpräsident auf der Bühne und tat als Erstes die positive Nachricht kund, dass heute schon 26 Mädchen und 21 Knaben in der Stadt geboren wurden. Mittlerweile belaufe sich die Bevölkerung auf knapp 1.4 Millionen Einwohner. Der Dank galt anschliessend zuerst den Ehrengästen auf der Bühne vis a vis, anschliessend dem gesamten versammelten Volk.

Das Fest war farbenprächtig und positiv, insgesamt aber war der Patriotismus- Faktor doch sehr gross und störte das Bild einer Nation etwas, die sich mehr mit Ökonomie und dem Anschluss an die westliche Welt sucht.

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„Da Freak“ heisst einer der angesagtesten Clubs in Almaty. Dort fand übers Wochenende die REPLICA 2007, das „international festival for experimental media art“, statt. Organisiert durch die Antparti Gang .

Glücklicherweise hatte ich zwei Gratistickets zur Verfügung, weil der Anlass sonst 2000T gekostet hätte. Über verschiedene Kanäle hörte ich von all den Leuten, die gerne auch hinwollten und am Freitagabend klingelte andauernd das Mobile (Pi1) und mehrere SMS hielten mich davon ab, einen Artikel zu schreiben.

Der werdende Mediziner Christoph kam noch kurz bei mir vorbei, da konnte ich ihm noch etwas Plof anbieten, welchen ich schon fertiggekocht im naheliegenden Supermarkt kaufen konnte. Gleich stiegen wir ins Taxi und fuhren zum Panfilov Park, in welchem sich der Club Da Freak befinden sollte. Weil wir aber an der Panfilov Strasse und nicht direkt am Park ausgestiegen sind mussten wir noch ein paar Hundert Meter zu Fuss zurücklegen.

Vor dem Club standen schon dutzende Leute herum, auch mehrere Deutschstämmige, die ich zum Teil schon kannte. Die Gratsiseintritte erhielt ich auch wie versprochen und so blieb noch Zeit ein Bier zu trinken, bevor wir am Securitycheck vorbei ins Lokal gingen. Der Club sehr modern und Trendy aufgemotzt entspricht den Europäischen Normen. Die Preise ebenfalls. Ein Bier kostet 5.-Sfr. Ich hab dann herausgefunden, dass ein Cognac für 2.-Sfr zu haben ist.

Zwei grosse Räume sind das Zentrum, ein grosser Eingangsbereich mit Sofas und Toiletten. Im grösseren Raum fand die REPLICA statt. Zwei grosse Leinwände und mehrere LCD Monitore flackerten und Electro Sound wummerte aus den Boxen. Richtig gemütlich. Das Festival startete und das Lein-up, welches Sie hier sehen zeigt verschiedene vertretene Nationen (gut es sind Deutschland und Kasachstan). Aber am Samstag, der zweiten Nacht beteiligten sich noch Künstler aus der Ukraine, Schottland, Polen, Irland und Russland.

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Die gezeigten Werke reichten vom Animations – oder Trickfilm, mit elektronischer Experimentalmusik hinterlegt bis zu extremen Beispielen, das beinahe dem letzten Zuhörer schwindlig wurde, oder beinahe das Trommelfell zerbarst. Eins der Eindrücklichsten Werke war von Zoë irvine, aus Schottland. Sie mixte alte Tonbänder, welche sie auf der Strasse gefunden hat real time am Mac mit elektronischen Klängen und Betas, die dazu gehörenden Bilder sind sehr willkürlich aber gut aufbereitet in einem Breitbildformat. Zoë hat auch, wie ich in einem Gespräch mit ihr erfahren habe schon in verschiedenen Kunsthäusern in Europa ausgestellt. Bis jeweils um drei, vier Uhr morgens blieb ich da. Im zweiten Raum ging ich mit verschiedenen Leuten noch tanzen, wobei es da amüsant war, weil in dem Raum so gut wie keine Ausländer zu finden waren und so konnte ich das richtige Partyleben Almatys in mich aufnehmen, und mich daran beteiligen.

Hier noch die dazugehörigen Fotos.

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Links zum Thema:

Wie das folgende Bild belegt gibt es auch schon in Kasachstan lokal produzierten Tilsiter zu kaufen, sogar, wie Sie sehen habe, hergestellt mit schweizer Technologie und das in Kirgistan. Den Käse habe ich im nächstgelegenen Supermarkt gekauft.

Klicken Sie aufs Bild, um es in voller Grösse zu sehen.

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Nach zuwenigen Stunden schlaf klingelte der Wecker (oder besser gesagt die Weckfunktion des Mobiles) um neun Uhr. In meinem kleinen Bad dusche ich und zieh mich an, trinke gerade noch eine halbe Tasse Instantkaffee, laufe das dreckige Treppenhaus hinunter und ducke mich unter den Ästen der Bäume vor dem Haus auf die Strasse durch. Das erste Auto hält, nachdem ich ein Zeichen gegeben habe und der Fahrer ist mit 250 Tenge einverstanden, die mich zur Kreuzung Jendossova/Pravda bringen sollen, wo sich die schon erwähnte „Kazakh Economic University“ befindet. Die Strasse bin ich runter gelaufen und habe gedacht, das grosse Gebäude vor mir sei die Uni. Ein grosser Militärhelikopter stand als Ausstellungsstück davor und als ich überall Soldaten gesehen habe war ich überzeugt, dass das nicht der richtige Ort war. Ein kurzer Anruf und Birjan kam mir entgegen. Fünf Minuten Weg und wir erreichten die Uni, ein grosses Gebäude, aussen verziert mit schönen Mosaiken aus kommunistischer Zeit, innen dekoriert mit viel Marmor.

In den Konferenzsaal wurden wir begleitet, Günther, welcher Lehrer in der DKU ist hat sich gestern auch noch entschieden mitzukommen. Ein langer Tisch mit Mikrophonen, alles etwas dunkel aber gemütlich. Birjan und die Mitstudenten bereiteten den Beamer und die Powerpoint-Präsentation vor. Die Leitung der Uni kam zu uns und begrüsste uns herzlich auf Englisch und bedankte sich für unser Kommen. Auch der Vizedirektor hat sich mir vorgestellt und nachdem er die Präsentation vorzeitig verlasen musste hat er mir und Günther noch einen kleinen Zettel auf den Tisch gelegt, wo er auf Englisch hingeschrieben hat:“ Dear Rafael – Thank you verry much! I must go… So-sincer. Yours Alexey Schydko“. Inklusive Unterschrift.

Wir mussten noch etwas warten, bis alle Schüler im Konferenzraum eingetroffen waren. Birjan begann mit seinem Vortrag, wobei zu erwähnen ist, dass er diesen zuerst auf Deutsch hielt. Und Birjan lernt erst seit einem Jahr Deutsch und spricht dieses beinahe schon fliessend. Mit einer einfachen PowerPoint-Präsentation zeigte die Route auf, die die Studenten wählten, in Deutschland. Darauf ist Konstanz, Bremen und am Schluss Berlin zu erwähnen. Jeweils ein Foto zeigte er und darauf befand sich meist ein signifikantes Gebäude der jeweiligen Stadt. In der Zeit, als er vorgetragen hat, konnte ich mir etwas Zeit nehmen die anderen Studenten, welche alle am langen Tisch sassen, zu beobachten. Darunter waren wunderschöne kasachstanische Frauen, mit geschminkten Lippen, doch dies war dezent gemacht und sehr professionell. Auch die Kleider zeigten ein hohes Mass an Identität. Wie hierzulande üblich tragen die Frauen, auch schon im jungen Alter Schuhe mit hohen Absätzen und bei der Qualität der Gehsteige hier oder im Winter könnte man das Gehen in Higheels zur Olympischen Disziplin erklären. Oft besprachen sie kurz etwas mit ihrer Tischnachbarin.

Nach dem Vortrag von Birjan war eine dieser schönen Frauen, mit Name Aliya an der Reihe, welche ebenfalls einen Text vorgelesen hat, zu einer PowerPoint-Präsentation. Sie war dann etwas verunsichert, als die Bilder nicht mehr mit ihrem Text übereinstimmten, amüsant war eine Sequenz, als ein Bild zum Oktoberfest in München gezeigt wurde, an welches die Gruppe auch gehen wird. Doch auf dem Foto hiess es auf der Werbung „Baltica Beer“ ; Günter reagierte gleich und sagte, dieses Foto stamme nicht aus Deutschland, denn dort gibt es garantiert kein Baltica Bier.

Der zweite Vortrag wurde von einer anderen Studentin ebenfalls auf Deutsch gehalten. Sie hatte mit der Artikulierung mehr Mühe, wählte auch ein viel schwierigeres Thema. Über den Schriftsteller Heinrich Heine berichtete sie und zum Schluss las sie sogar noch eins seiner Gedichte vor. Das war rührend, denn es fehlte an Wissen um die Art und Weise, wie ein Gedicht vorgetragen werden sollte.

Nach weiteren Vorträgen und dem Ende der Präsentation stellten die Studenten uns verschiedene Praxisnahe Fragen. Wie das Wetter Ende Oktober in Deutschland sei, was ein Brot koste und eben wieviel Taschengeld sie denn mitnehmen müssen. Sie wollten noch Wünsche von unserer Seite für Ihre Reise erhalten. Ich sagte Ihnen übers Mikrophon, mich würde es freuen, wenn sie ihr Erlebtes aufschreiben würden, damit si e später zusammen reflektieren können. Des Weiteren sagte ich, dass das Erwartete und Vorgestellte meist nicht einträfe, sondern jeder etwas ganz Anderes vor sich habe, wenn Er oder Sie in ein anderes Land gehe. Wir haben noch abgesprochen, dass wir nochmals eingeladen werden, nach Rückkehr der Studenten aus Deutschland. Dann können Sie erzählen, was sie erlebt haben.

Hier sehen Sie noch ein Foto vom beschriebenen Anlass – für eine grössere Darstellung klicken Sie bitte auf das Bild.

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Hier sehen Sie eine paar Fotos von der riesigen Überbauung Namens „БАЗИС-А“ zwischen Al Farabi Strasse und Gagarin Strasse.

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