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Das Alltagsleben in Kasachstan unterscheidet sich in vielen Punkten vom Leben in Zentraleuropa. Ich versuche hier in nächster Zeit einige Erfahrungen der letzten zwei Jahren aufzuschreiben. Das ist manchmal nicht so einfach, denn wer selber noch nie in Kasachstan war, der kann sich die Umgebung in der diese Situationen spielen schlecht vorstellen.

Das Beispiel : Ein Internetabo für eine DSL Leitung beantragen

Für dieses Beispiel brauche ich eine Karte von Almaty, um diesen Administrativen Prozess zu veranschaulichen.

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Meine Wohnung befindet sich an der Muratbaeva Strasse, die rechts neben dem A (Almaty) zu sehen ist. Als Erstes, so wurde mir gesagt, müsse ich bei der nächsten Filiale (1/3) der Kasachtelekom vorbeigehen, die für den Distrikt verantwortlich ist, in dem ich wohne. Dieses Gebäude befindet sich gleich neben dem City Center, einem grossen Supermarkt, der vorwiegend deutsche Produkte im Sortiment hat. Das Gebäude ist ein alter Sowjetbau. Beim Hereinkommen und Frage nach der Stelle, wo man ein Internetabonnement beantragen kann gibt niemand eine klare Auskunft. Drei Angestellte zeigen auf die gleiche Frage in drei unterschiedliche Richtungen.

Nachdem ich einen Schalter ausgemacht habe mit einem Megaline Logo, steuerte ich darauf zu und fragte nach, ob ich hier Internet für zuhause bestellen könne. Die Angestellte gab mir ein Formular, in dem die Festnetznummer und der Name eingetragen werden musste. Daraufhin wies mich die Angestellte an, drei Schalter weiter einen Betrag für die Administrationsgebühr einzuzahlen. Sie sagte, dass in zwei Wochen das Internet freigeschaltet wird.

Nach drei Wochen lief das Internet nicht. Ich ging wieder vorbei, diesmal sagte die Angestellte, dass ich selber zum Hauptsitz (2) der Kasachtelekom fahren müsse und dort den Vertrag unterzeichnen müsse. Ich wurde zu diesem Zeitpunkt schon etwas sauer und fluchte, was das denn für eine Dienstleistung sei.

Über vier Kilometer von meiner Wohnung entfernt musste ich den Vertrag unterzeichnen. Über 100 Franken kostet der Abschluss des Abos und ein Monat DSL Internet.

Nach zwei weiteren Wochen Wartezeit läuft das Internet noch immer. Diesmal habe ich etwa fünf Mal beim Hauptsitz der Kasachtelekom angerufen und ich muss sagen, die Melodie der Telefon-Warteschleife ist sehr angenehm. Die Erklärung warum das Internet nicht läuft war einfach aber wirklich unverschämt. Jetzt musste ein „Spezialist“ zu mir nach Hause kommen, um das Modem und die Verbindung zum Router freizuschalten. Selbstverständlich musste dieser Spezialist wieder bezahlt werden.

Dann endlich lief das Internet und ich konnte im Gedankenbörsen-Blog zum ersten Mal nahc zwei Jahren von zu Hause Artikel per DSL schreiben. Das Glück hielt aber nicht allzu lange an. Denn auf einmal nach drei Wochen wurde die Leitung gekappt. Die Erklärung war, dass ich die Rechnung nicht bezahlt hätte. Diesmal riss mir der Geduldfaden schon in der ersten Minute. Ich stürmte in die Filiale der Kasachtelekom (1/3) und verlangte eine sofortige Erklärung. Ich habe die MitarbeiterInnen lautstark zusammengeschissen, dass dieses Verhalten eine Schikanierung des Kunden sei und ich das nicht so hinnehmen werde. Aber was sollte ich machen, ich wollte ja wieder arbeiten und dafür brauchte ich Internet. Am Schalter wurde mir erklärt, dass nur die Rechnung des Telefons nach Hause geliefert werde, die fürs Internet müsse man direkt bei der Zentrale bezahlen. Dann sagte ich, dass ich das selbstverständlich gleich machen werde.

Das war aber nicht möglich. Man kann, und das ist unvorstellbar die Rechnung beim Dienstleister nicht mal begleichen. Dafür musste ich zur nächsten Bankfiliale (4) mit einer Quittung des geschuldeten Betrags. Nach Begleichen dieser Zahlung lief das Internet dann wieder.

So ist das, wenn man in Kasachstan in den Mühlen der Administration gefangen ist. Warum das so ist ist mir ein Rätsel. Denn diese ganze Schikaniererei müssen alle über sich ergehen lassen. Und niemand scheint daran interessiert zu sein, dieses marode System zu verbessern.

Positiv an der Sache ist natürlich, dass durch diesen unglaublichen administrativen Apparat viele hunderttausend KasachInnen einen Job haben. Nach dem Sinn wird sich da also nebst einem Schweizer, der sich zu Tode nervt nicht so schnell Jemand erkunden.

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