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Auf Kundenwunsch erscheint hier der 2.Teil des Berichtes über die kasachische Hochzeit – geschrieben von Philipp Jäger, welcher in Kasachstan für sein Ethnologiestudium feldforschung betreibt! Hier können Sie den ersten Teil „Eine kasachische Hochzeit“ nachlesen!

Alle Copyrights liegen bei Philipp Jäger, inkl. Fotos.

Eine kasachische Hochzeit

Teil 2: Das Hochzeitsfest

Es ist Samstag, der 8. Dezember. Heute ist kein gewöhnlicher Tag, denn es findet in Talgar, einer Vorstadt östlich von Almaty, das Hochzeitsfest von Ergali und Zhazira statt. Sechs Wochen nachdem die Braut am Kelin-Fest zur Familie des Bräutigams kam, steigt heute das eigentliche Hochzeitsfest, zu dem über 200 Gäste geladen sind, was, in kasachischen Maßstäben, noch recht wenig erscheint.

Seitdem Mitte November der endgültige Termin festgelegt wurde, ist die Großfamilie mit den intensiven Vorbereitungen beschäftigt. Fast täglich, als ich von meiner Universität nach Hause kam, sah ich Ergali und die meisten seiner sieben erwachsenen Geschwister im Kreis sitzen und sich beratschlagen. Der Tagesablauf musste bestimmt, Vorräte eingekauft und die Tafel vorbereitet werden. Der Großteil meiner neugierigen Ethnologenfragen wurden mit einem „jetzt keine Zeit“ abgeschmettert, was mich traurig stimmte, aber dennoch bliebt mir die teilnehmende Beobachtung.

Besonders im Gedächtnis setzte sich der dritte Tag vor der Hochzeit fest. Nichts ahnend betrat ich spät nach dem Abendessen die Küche um am einzigen Spülstein des Bauernhauses die Zähne zu putzen. Als ich die Tür öffnete, blickten mich die Augen eines auf dem Boden liegenden, abgetrennten Pferdekopfes an. Ergali und seine Brüder waren gerade dabei, das frisch geschlachtete Tier auf Planen am Boden für die Hochzeitstafel zu zerteilen. Ich entschloss mich binnen Sekunden, an diesem Abend auf meine Körperpflege zu verzichten und ging hinaus, während mir Ergalis Mutter hinterher warf, was ich als, „na, so was gibt’s wohl bei euch nicht“, interpretierte.

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Philipp Jäger, ein deutscher Ethnologiestudent lebt seit mehreren Monaten bei einer kasachischen Gastfamilie in Almaty. Dort lernt er Schritt für Schritt die kasachische Sprache und integriert sich in die hiesige Kultur. Vor ein paar Wochen hatte Philipp die Gelegenheit durch die Gastfamilie einer kasachischen Hochzeit beizuwohnen. Also für das Gebiet der Ethnologie sicher eine gute Möglichkeut “Feldforschung” zu betreiben. Ich selber war ja auch schon per Zufall an Hochzeitsessen, in Almaty. Es ist ein eindrückliches Spektakel. Ich werde einen dreiteiligen Text, den Philipp geschrieben hat veröffentlichen. Die Fotos stammen ebenfalls von ihm. – Der Autor ist auf dem letzten Bild Links zu sehen!

Klicken Sie auf die Bilder, um Sie in Originalgrösse betrachten zu können!

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Und hier der Text „Eine kasachische Hochzeit erster Teil

Es ist Freitagabend. Ich warte ungeduldig im Haus meiner kasachischen Gastfamilie, denn gleich werde ich abgeholt. Heute heiratet Ergali, ein Bruder meiner jungen Gastmutter. Mit der Ankunft der Braut beginnt der erste Teil des 20-tägigen Hochzeitsrituals, der mit einem Fest in der Familie des Bräutigams zelebriert wird. Als um zwanzig Uhr endlich der Wagen eines Bruders des Bräutigams vorfährt, befürchte ich schon alles verpasst zu haben.

Aber zu Unrecht, denn kaum am Bauernhof der Mutter des Bräutigams in Talgar, einer Vorstadt Almatys, angekommen, sind die Vorbereitungen noch im vollen Gange. Die Männer sind dabei die Möbel zu rücken, die Frauen arbeiten in der Küche und bereiten die verschiedenen Speisen zu. Fasziniert betrachte ich alles und schieße Unmengen an Fotos.

Die Tafel wurde schon tagsüber bereitgestellt und mit Süßigkeiten, die von russischem Konfekt bis zu kasachischem Süßgebäck reichen, gedeckt. Auch Obstschalen und verschiedene Salate, aus Kraut, Karotten, Erbsen, Kartoffeln und Fleisch, was bei den Kasachen selbstverständlich ist, sind schon aufgetischt.

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