Wer zum ersten Mal nach Kasachstan kommt wird nicht lange dafür benötigen einen der grössten ‚Bodenschätze‘ Kasachstans zu entdecken – den Abfall. Schon kurz nachdem man vom Flughafen über die frisch gebaute Autobahn in die Stadt hineinfährt und dann von der Furmanova ‚Präsidentenstrasse‘ abzweigt beginnt sich der Abfall in seinen schönsten Farben zu schillern. Zuerst erkennt man ihn nur in den Strassengräben, die im Sommer zur Bewässerung der Bäume und Pärke dienen, im Frühling und Herbst zur Entwässerung bei starken Regenfällen, später fällt er auch einem ungeübte Beobachter vor so ziemlich jeder Plattenbausiedlung auf.
Es ist schade, dass Kasachstan es nicht schafft, dieses Problem in den Griff zu kriegen, welches im Vergleich zu anderen Investitionen verschwindend klein wäre. Und es sind auch Bestrebungen im Gange – alleine in diesem Jahr wurden tausende metallene grüne Abfalleimer den Strassen entlang aufgestellt. Doch das alleine reicht nicht. Der Kasache ist ein Postsowjetbürger, also gewohnt auf Befehle zu handeln. Nicht immer aber oft habe ich die neuen Abfalleimer fast leer vorgefunden, zwei Meter nebenan stehen aber Müllpakete mit häuslichen Abfällen, direkt unter dem Abfalleimer liegen zerbrochene Bierflasche – Überreste einer weiteren ‚olympischen‘ Disziplin der Kasachen – Das abendliche Zerschlagen jeder herumliegenden Bierflasche.
Für mich nicht mehr nachvollziehbar – aber sich schon unzählige Male gesehen, ältere Frauen, Grossmütterchen die den Müll direkt vor die Haustüre oder an den nächsten Baumstamm stellen, anstatt die notwendigen 100 Meter zur nächsten Sammelstelle hinter sich zu bringen.
Bei Jungen AlmatinerInnen ist es beinahe unschick, vermute ich, den Abfall in einen Eimer zu legen. Die soziale Kontrolle ist in diesem Moment überproportional gross. Die Freundesgruppe schaut genau hin, dass die PET-Colaflasche auch unbedingt in hohem Bogen ins nächste Gebüsch fliegt, oder über eine Mauer ins Ungewisse.
Recycling ist in Kasachstan unbekannt, Mülltrennung ebenfalls. Ein Sackgebührsystem ist nicht in Aussicht. Jeder, der einen Mitbürger dazu anhält, doch seinen eigenen Müll da hinzubringen, wohin dieser auch gehört wird höchstens mit einem Missbilligenden Blick betrachtet oder gleich noch beleidigt.