Russische Sauna – Banja Die Russische Sauna ist im etwas längeren und intensiveren Winter Überlebenselixier für viele Menschen. In Almaty gibt es einen grossen Sauna Komplex, direkt am Panfilovpark. Arasan heisst dieser, mit einer grossen Kuppel und das ganze Angebot ist auf zwei Stockwerke verteilt. Wobei die beiden Stockwerke identisch sind. Zweimal Russische Banja und zweimal finnische.

Zuerst holt man sich im Erdgeschoss die Tickets an einem richtig sowjetischen Schalter. Die Angestellte dort hat leichte Schwierigkeiten das russische Wort für Badelatschen und Abtrocknungstuch auseinanderzuhalten. Mit dem Ticket in der Hand geht es nochmals hinaus, wo viele Händler ‚Schlagwerkzeuge‘ aus Eichenlaub zusammengewickelt verkaufen. Den Zweck dieser Werkzeuge beschreibe ich im Folgenden noch.

Der Einlassbefugte schaut peinlichst auf die Uhrzeit und nur zu gewissen Zeiten werden die Besucher eingelassen. Mit Winterschuhen und Mantel durchquert man die Eingangshalle wo die Männliche Kundschaft zur Hälfte schon entblösst auf Diwanen oder Stühlen sitzt. Die Kleider im Schliessfach verstaut macht man sich auf mit Handtuch bewaffnet unter die Dusche, da ist die Luft schon Banjaduft getränkt. Nach Eiche und ätherischen Ölen riecht alles.

Jetzt hat man die Qual der Wahl entweder zur Russischen Banja oder in die Finnische. Besser mit dem Leichteren beginnen. Mit der Finnischen. Wie gewohnt Ofen und Holzbänke. Temperaturen zwischen 80 und 90 °. Die Schweissbäche beginnen zu rinnen und sie werden dies tun, bis man sich erhebt und über die Treppe ins Bassin schlendert. Alles im sowjetischen Betonbaustiel aber schön dekoriert. Eine grosse Kuppelhalle. Rundes Bassin mit einem Durchmesser von ca.20 Metern. Rundherum Sitzbänke – da sitzen die Kunden während der Saunapause. Dutzende von oft sehr wohlbeleibten Männern sitzen nackt oder mit Badetuch bedeckt herum, diskutieren, debattieren oder relaxen einfach nur.

Die Russische Banja verschlägt einem bald den Atem. Auch etwas über 80 ° aber feuchte Luft. Immer wieder kommt ein Angestellter und wirft mit einer grossen Kelle Wasser in den Ofen. Heisse Dampfwolken stürzen sich auf einen und verbrennen fast die Ohrläppchen. Der Spass an der ganzen Sache sind die zu anfangs erwähnten Eichenlaubwerkzeuge. Nun kommen sie zum Einsatz. Entweder selber oder gegenseitig schlägt man sich den Körper mit diesen ab. Das bringt den Kreislauf so richtig zum zirkulieren!lektronisches Postfach geliefert.

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Bei sensationellem Wetter machten wir uns gestern mit dem Bus Nr. 6 auf Richtung Medeo. In den Bergen oberhalb Almatys gibt es einen grossen Wintersportkomplex. Medeo und Chimbulak. Das höchstgelegene Eisstadion der Welt, und einen Wintersportort Chimbulak mit vielen Skiliften, Hotel und Ferienhäusern.

Etwas vor Medeo machten wir uns um neun Uhr morgens an den Aufstieg Richtung Kumbel Tau, dies ist der Hausberg Almatys. Der nächstgelegene 3000er. Die Wanderung ist nicht anstrengend und da jetzt schon etwa zehn Zentimeter Schnee liegen ist das umliegende Bergpanorama des Tian Schan wunderbar zu sehen.

Die Fernsicht reichte gestern mit über 120 Kilometern gar bis fast an die chinesische Grenze. Nach zwei Stunden leichtem Aufstieg erreichten wir ein Plateau mit guter Sicht über ganz Almaty, welches schon etwa s im Smog versinkt. Aber auf den Fotos ist die wunderbare Lage dieser Stadt immer noch zu erkennen. Dort angekommen verpflegten wir uns und liessen eine Besteigung des Kumbels wegen ungenügender Schneeausrüstung sein.

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Es ist unglaublich aber wahr – in Kasachstan braucht es für alles, aber auch wirklich alles einen Stempel. Da verdienen die Hersteller der begehrten Stempel gutes Geld. Der Stempel kommt auf jedes amtliche Dokument. Auf jedes Zertifikat und jede abgebuchte Rechnung. Bisweilen kommt es auch vor, dass auf einem einzigen Papier bis zu drei Stempel aufgesetzt werden.

Ich selber bin damit auch schon oft in Berührung gekommen und habe es akzeptiert, als notwendiges aber wenig sinnvolles Übel (wenig sinnvoll mit Ausnahme derjenigen, die daran Geld verdienen).

Meistens sind sie blau und rund, haben einen Durchmesser von 3-4 Zentimerter. Sehr beliebt ist bei allen offiziellen Ämtern der Stempel mit dem kasachischen Nationalemblem, dem Adler.

Was genau aber der Sinn dieses Stempel-Fetischismus ist bleibt für mich noch unklar. Eventuell stammt die Tradition aus der Zeit der Sowjetunion, aus der Vollbeschäftigung. Da war vermutlich „Stempler“ ein eigenständiger Beruf, es gab vielleicht auch Stempelreparierer und Stempelkissenaustauscher…

Mitten im Stadtzentrum gefunden, bei einem zerstörten Museum – Museumsstücke russischer Medikamente. Alle Fläschchen noch schön verschlossen – wie neu. Überall die Aufschrift „Made in USSSR“.

In der Nähe eine Reihe Bilder, die an den Wänden gehangen haben müssen, Ausbildungskurse, Gruppenfotos oder auch Aufnahmen von Chemischen Experimenten. Das Untere Foto zeigt eine internationale Ausbildungsgruppe.

Der Transport nach Hause war etwas schwieriger, auf der nächsten Strasse, der Hauptstrasse Almatys hätten die Passanten womöglich etwas seltsam geguckt, wenn ich mit den Händen voller Medikamentenfläschchen daher geeilt wäre. Darum musste ein halbwegs sauberes Stück Styropor herhalten.

Zieg Heil, solche und Ähnliche Formulierungen auf Stein und Beton verewigt findet man in den Bergen oberhalb Almatys zur Genüge! Ich frage mich, wer diese Nazi Parolen hinschmiert. In Kasachstan habe ich bislang keine Anzeichen für einen Neonationalsozialismus gesehen, wie er aus Russland in den letzten Jahren in die Medien gelangt ist. – Auf das Bild klicken für eine Ansicht in voller Grösse.

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Das darf man nicht“ Einen Satz, den ich in Kasachstan schon unendlich viele Male gehört habe:“Das darf man nicht“! Vor allem steht dieser Satz im Zusammenhang damit, dass ich viel in Kasachstan fotografiere. Die Sujets, die ich besonders mag darf man nicht fotografieren. Darunter geht jedes Haus, welches abgerissen wird, Hochhäuser, die sich im Bau befinden und alles was in irgendeiner Weise mit Spionage zu tun hat. Ganz Almaty ist abgeschirmt. Bei fast jedem Häuserblock gibt es 50, 100 oder mehrere hundert Meter lange Blechwände, damit der Neugierige Blick nicht sieht, was dahinter vor sich geht. Die Wände sind zwischen 3 und fünf Meter hoch. Es gibt einen Zentralen Eingang zum Grundstück oder der Baustelle und da befindet sich immer ein kleines Plastikhäuschen mit einem Securityangestellten. Ich suche mich oft Löcher in diesen Metallwänden oder warte darauf, dass ein Security Angestellter abgelenkt ist und in dem Moment mache ich die Fotos. Gleich darauf wettert es los:“Wer sind Sie?“ – „Was machen Sie hier?“ – „Es ist verboten hier zu fotografieren!“ – Meine Antwort fällt meistens gleich aus:“No russki“

Zum Teil sind die Security Angestellten sehr genau. Schon von über hundert Meter Entfernung haben sie erkannt welche Absichten ich hatte und sind mir entgegengerannt. Es ergaben sich sinnlose Diskusssionen und ich versuchte immer wieder meinen Standpunkt zu erklären und ich beteuerte immer wieder, dass ich kein Spion bin. Eben diese Aussage wird sie vermutlich noch misstrauischer machen.

Was weniger verständlich ist, ist die Tatsache, dass ich immer wieder darauf aufmerksam gemacht werde, dass ich auch neue, im Bau befindliche Projekte nicht fotografieren darf. Meine Erklärung dazu ist die, dass die Vorarbeiter oder Projektleiter weniger Angst davor haben, dass ich Bauweise, Material und Architektur spionagetechnisch verwerten kann, sondern dass Sie Angst davor haben, dass Baufehler, unpräzises und Unsauberes auf den Fotos zu erkennen ist. Um nochmals auf den Titel zurückzukommen:“Das darf man nicht“ ist kein Anlass zur vernünftigen Diskussion oder zur Frage: „Warum darf man das nicht“, sondern es ist ein Überbleibsel aus der Sowjetunion, es war sehr viel Verboten.