Nach einem kurzen Aufenthalt zu Hause machte ich mich auf den Weg ins Soros Center, wo eine Vernissage von den Künstlern Galim Madanov und seiner Frau Zauresh Madanova stattfinden sollte. Da das Wetter umgeschlagen hatte und es ziemlich kalt wurde und in Strömen regnete war der Weg zur Satpaeva Strasse hinunter kein Spass. Ich war schon ziemlich durchnässt, als endlich ein Taxi hielt, was in der Rushhour nicht immer einfach ist, welches mich hinauf zum Center mitnahm.

Die Ausstellung war gut und eine Menge Kulturinteressierte waren anwesend. Die Arbeiten bestanden aus Ölbildern, Videoarbeiten und Fotos. Das Künstlerpaar ist 50 jährig und hat schon eine Menge gemacht, was auch aus den Aufgelegten Katalogen ersichtlich war. Mit vielen Leuten konnte ich mich unterhalten, auch Valeria war bester Laune. Endlich traf ich auch Regina Shepetya, von der ich erfahren habe, dass sie eben in den USA verweilte und nun wieder hier ist. Von ihr habe ich letzte Woche Videoarbieten gesehen, von denen ich sehr fasziniert war. Valeria stellte mir am späteren Abend noch alle Englischsprechenden Anwesenden vor und dabei war auch der Chef der Soros Fundation Kasachstans, sowie ein junger Spanier, welcher zum ersten Mal in Kasachstan ist und als Tourist mit zwei weiteren Spaniern durchs Land reist. Eben hat er, so erzählte er mir den Aralsee besucht, wo er sich wie auf einem anderen Planeten fühlte. Seine Reise geht nun weiter nach Norden über Semipalatinsk, wo er mit einem Geigenzähler die Nuklearstrahlung messen will. Ein aufgestellter Zeitgenosse.

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Nach dem Mittagessen in einem kleinen kasachischen Restaurant an der Abaja für 300 Tenge (Komplex-Menü) machte ich mich auf Richtung Furmanova Strasse, Samal 2. Samals sind neue Stadtteile Richtung Berge. Mein Ziel das „Deutsche Haus“ habe ich nach grossen Irrwegen durch den 2.Samal und x-fachem Nachfragen dann gefunden. Es ist sogar schön ersichtlich angeschrieben.

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Ich konnte gleich ins Büro von Ulf Segers, dem neuen Direktor der Deutschen Allgemeinen Zeitung gehen. Dieser wollte gerade seinen Pullover anziehen und sich auf dem Weg zu einer Pressekonferenz machen. Weil ich Zeit hatte bin ich gleich mit ihm und einer Praktikantin aus Krasnojarsk (RUS) mitgefahren zu dieser Konferenz, wie ich im Taxi erfahren sollte handelt es sich um ein Gespräch eines deutschen Abgeordneten des europäischen Parlaments. Wir landeten zuerst an der falschen Adresse und mussten nochmals Nachfragen, bis wir dann im Gebäude beim Neuen Platz den Raum mit der Interfaks Kasachstan Pressekonferenz fanden. Die Konferenz hatte schon begonnen und eifrige lokale Journalisten stellten eine Frage nach der Anderen. Es wurde immer alles für den Parlamentarier, mit Name Cem Özdemir auf Englische übersetzt, und wenn er etwas sagte wurde es gleich auf Russisch übersetzt. Es ging um darum, wie sich die EU zu Kasachstan verhält, wobei er nicht allzu gross ins Detail ging.

Weil ich nicht von Anfang an dabei war habe ich nicht komplett verstanden, um was es ging. Insgesamt sei aber die EU an einer Partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit Kasachstan sehr interessiert, sagte Hr. Özdemir.

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Für eine grössere Ansicht bitte aufs Bild klicken.

Nach der Konferenz habe ich Ulf gefragt, ob ich nicht kurz mit dem Parlamentarier sprechen könne, welcher türkischer Abstammung ist und in Deutschland mit den Grünen politisiert. Ulf meinte darauf, dass er sicher einen sehr gedrängten Zeitplan hätte, ich solls aber versuchen. Das tat ich und stellte mich als Nicht-Europäer vor, worauf Hr. Özdemir gleich spassig meinte, dass die Schweiz leider noch kein Mitglied der EU ist. Ich konnte fünf Minuten mit ihm sprechen und hätte gerne eine Stunde daraus gemacht. Er war sehr differenziert und sprach mich beim Thema Schweiz gleich auf das Blocher-Problem an, welches also auch die EU beschäftigt. Dabei bot er mir Unterstützung an, sobald wir in der EU wären, könnte diese bei solchen Blocher- oder ähnlichen Problemen helfen. Zum Abschied sagte ich ihm noch, anspielend auf seine Wurzeln, dass wir in der Schweiz sehr gute Kebaps hätten. Leider ist er aber Vegetarier. Jetzt habe ich zum ersten mal einem EU-Parlamentarier die Hand schütteln können.

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Gestern war Zügel tag. Dank der grossen Unterstützung durch Dagmar, einer sehr aktiven Frau aus Deutschland, die unter Anderem den besten deutschsprachigen Reiseführer über Kasachstan geschrieben hat, lebe ich nun in der Wohnung ihres Freundes Marat, welcher jetzt für drei Monate nach Deutschland gereist ist.

Aus Datenschutzgründen werde ich kein Foto seiner Wohnung posten, obschon das sehr sehenswert wäre. Dafür werde ich ein paar beschreibende Worte, also sicher auch Adjektive zur besseren Vorstellung verwenden. Im Wohnzimmer besteht der Boden wie vielerorts in Kasachstan aus einem Plastikbelag, welcher einen Parkett imitieren soll. An der Wand gibt es soviel, dass ich ziemlich abkürzen muss. Als Erstes sind die vielen Tiergeweihe zu erwähnen. Ein Steinbockgehweih, ein Widdergeweih, dann kleinere, bei denen ich nicht genau weiss, welche Tiere es sind, aber irgendwelche Arten von Bergziegen werden es wohl gewesen sein. Genau, das grosse Hirschgeweih zwischen eingerahmten Fotos mit Berg – und Gletscherlandschaften hätte ich beinahe vergessen. Hinter dem Bett ist ein komplettes Bärenfell mit Kopf und Pranken an die Wand genagelt und ein Fell einer solchen Bergziege. Oberhalb des Bären in kleinen Rahmen befinden sich 10 tropische Schmetterlinge.

Ein schöner Schrank mit Glasfenstern beherbergt Bücher von Turgenjew, Suworow, Shakespear und vielen Anderen. Ein grosser Teppich hängt über dem Sofa, welches sich zu meiner Linken befindet. Ich sitze am kleinen Tischchen mit einem Tüchlein belegt, ähnlich dem „Glarner Tüechli“. Vor mir der TV und DVD Spieler, oben rechts ein Regal mit der Musiksammlung von Marat, welche er systematisch auf einem Blatt Papier beschrieben hat. Auch eine Sammlung Foto CD’s gibt es, die die verschiedensten Expeditionen in die Berge Kasachstans dokumentieren. Vor dem Fenster steht noch eine dieser alten Nähmaschinen, welche mit dem Fuss betrieben werden können, die man sonst aus Schwarzweissfilmen kennt.

Die Küche besteht aus Gasherd, grossem Kühlschrank und Mikrowelle. Eine Menge Pfanne und Teller gibt es, wobei kein Teller dem Anderen gleicht.

So ich hoffe, ich habe nicht zuviel vergessen. Die Lage des Hauses ist die Kreuzung Jandossowa/Imanowna. Wobei die Jandossowa eine der Wenigen schräg verlaufenden Strassen Almatys ist. Die Wohnung ist im ersten Stock. Gleich unten an der Ecke zum nächsten Haus hat es einen kleinen Lebensmittelladen, wo ich gestern Zucker und Öl gekauft habe. Leider habe ich vergessen richtigen Schwarztee zu kaufen. So muss ich nun noch mit demjenigen von Marat vorlieb nehmen, welcher ein Apfelaroma hat. Im Laden wurde ich nett begrüsst und wieder einmal darauf aufmerksam gemacht, dass mein Russisch nun doch gut genug sei und ich es lassen solle und besser kasachisch lernen soll. Ich habe der Verkäuferin gedankt und ihr gesagt, ich werde mir bis zum nächsten Mal Argumente für und wieder durch den Kopf gehen lassen.

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Um die Karte in voller Grösse ansehen zu können einfach auf die Vorschukarte klicken. Ich wohne aktuell dort, wo sich der rote Kreis befindet, oben Rechts. Quellenangaben: „Die Karte stammt von der Webseite www.are.kz

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Eine meiner Liebsten Speisen in Kasachstan ist Laghman, ein traditionelles Uigurisches gericht.

Ein Bild sagt mehr als Tausend Worte!

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Um 12 Uhr, nachdem ich meinen Borschtsch gegessen hatte, telefonierte ich Farhat, einem kasachischen Filmproduzenten. Er hat mit mir gesprochen und ich versuchte mich so gut als möglich auf Russisch zu verständigen. Das 4.Eurasische Festival macht sich gerade in Almaty breit. Für Farhat als Berufsmann ist dieses Treffen natürlich wichtig, denn so können Kontakte zu Filmschaffenden aus der ganzen Welt geknüpft werden und natürlich auch Investoren gesucht werden. Ich solle um Zwei Uhr beim „Dom Kino“ sein, sagte er mir dann am Telefon und erklärte mir, wie ich am besten da hinkomme. Ein Auto habe ich angehalten und bin hingefahren. Hinter mir im Wagen sass eine Kasachin. Die mir sagte, ich solle doch besser Kasachisch lernen, als Russisch, nachdem sie hörte, wie ich mich zu verständigen versuchte. Nach einer Fahrt von zwanzig Minuten war ich schon wenige Blocks vom Ziel entfernt, da rief mich Farhat an und er wollte mir irgendwas erklären, was ich leider nicht verstanden habe. Beim „Dom Kino“ angekommen, fünf Minuten zu spät, sprach mich ein Mann an der Türe an und Fragte auf Russisch: „Sind Sie der Schweizer“. Ich nickte mit dem Kopf. Der Kasache führte mich am Arm durch den dunklen Kinosaal auf einen freien Platz. Der Film lief bereits. Von Abai, leider konnte ich mir den Nachnamen nicht merken stammt dieser Film, welcher zum ersten Mal öffentlich präsentiert wurde. „Strisch“ heisst er und wurde in Almaty gedreht. Eine Geschichte von einem jungen Mädchen, welches auf die schiefe Bahn gerät. Sehr sympathisch und authentisch gespielt. Die weniger schöne Realität einer Grossstadt und die Probleme, wie Alkoholismus, Gewalt und Frustration werden grösstenteils in den Wintermonaten dem Publikum gezeigt.

Nach diesem ersten kasachischen Film, den ich gesehen habe, und welcher mich wirklich begeistert hat fuhren wir mit dem Auto zu den Kazakh-Film Studios, wo Farhat eine DVD mit einem Trailer in Empfang genommen hat. Im Auto, wieder zurück ins Stadtzentrum schauten wir uns den Fünfminütigen Trailer an, welcher wirklich exzellent produziert war. Für die Realisierung dieses Films werden nun Sponsoren gesucht. Farhat wird sich an dieser Suche beteiligen. Weiter fuhren wir, das heisst Valentin, der Chauffeur, Talgan, Farhat und ich zum „Haus der Freundschaft“. Dort war gerade eine Pressekonferenz mit einem Amerikanischen Ehrengast im Gange. Der Ehrengast heisst Gary Busey; er beantwortete die ihm gestellten Frage, welche wenig kritisch waren, sondern sich mehr um die Familie des Schauspielers, als um Anderes drehte. Im oberen Stockwerk des Hauses wurde die grosse Pressekonferenz des Festivals abgehalten und die ganzen Fernsehteams und Journalisten der lokalen und Regionalen Presse waren da vertreten.

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Die Fahrt ging kurz darauf wieder weiter. Da es gegen Abend zuging meldete sich bei den meisten der Hunger. In einem Aussenquartier an der Gagarinstrasse haben wir in einem Restaurant preiswert Uigurisch gegessen. Das Menü heisst Laghman und ist eins meiner liebsten in Kasachstan. Lange Teigstücke mit Gemüse (Tomaten, Peperoni und Zwiebeln), sowie Rindfleisch und Gewürz machen dieses währschaftliche Menü aus.

Nach dem Essen sind wir zum Hotel Almaty im Stadtzentrum gefahren, und dort haben wir eine halbe Stunde auf den Beginn des Treffens den Filmschaffenden und verschiedenen Gästen gewartet. In einem sehr schön gestalteten Kaffee, welches auf Retro getrimmt war. Mit viel Marmor und alten Schwarzweiss-Fotos aus den Dreissigerjahren in Almaty. Die Gespräche, welche sich anschliessend ergeben haben waren sehr interessant. Ich konnte Filmproduzenten, sowie Regisseure und Akteure aus Kasachstan, Usbekistan, Baschkirien, Frankreich, Holland, England und anderen Staaten kennenlernen.

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Gestern habe ich einen ausgedehnten Spazeirgang zu den riesigen Baustellen am oberen Stadtrand, an der Al Farabi Strasse gemacht. Da wird eine riesige Flaeche mit einem neuen Finanzzentrum fuer die Region Zentralasien gebaut. Viele Glaspalaeste und auch Gruenanlagen gehoeren dazu. Die ersten Gebaude sind beinahe in ihrer Endform erkennbar, waherenddem sich Andere noch in den ersten Stockwerken befinden. Grandios ist von den Hochhausern sicher die aussicht auf die Berge hinter ihnen und vor ihnen die Stadt. Hier sehen Sie die dazugehoerigen Fotos.

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So jetzt koennen Sie hier die ersten Fotos sehen:

  • 1. Drei Hochhauser an der Ecke Satpaeva/Lenina
  • 2. Kellner in einem tuerkischen Restaurant, wo ich mit V. Ibraeva und einem Mitarbeiter des Soros Center war.
  • 3. Plakatwerbung an der Lenina fuer das neue „Fitness Center – Luxor“
  • 4. Das „Luxor“ von der Strasse aus gesehen.
  • 5. Die erwaehnten Baulastwagen, diesmal nicht die Beton, sondern die Transportwagen.
  • 6. Die neue Strassenunterfuerhrungng, welche einen neuralgischen Punkt an der Al Farabi Strasse entlasten soll.
  • 7. Eine von den Beschriebenen Villen, dieser gigantischen Ueberbauung fuer Neureiche.
  • 8. Blick aus dem Soros Center auf die Villen bei Einbruch der Nacht.

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Ich habe in meinem Blog glaube ich schon des Oefteren etwas ueber das Soros Center in Almaty geschrieben. Ich bin am Freitag Nachmittag an der Dostykstrasse, fruehere Leninstrasse Bergauf marschiert. Das ist aktuell eine der verruecktesten Gegenden Almatys. Da wird einfach ueberall gebaut. Quadratkilometerweise neue Hochhauser, wellnesscenter, Sportcenter, Grossmaerkte usw. Ich bin also da hinaufmarschiertm, am Strassenrand und achtete mich nicht von einem Beton transportierenden Lastwagen ueberfahren zu werden. Ich habe noch nie eine Strasse gesehen, auf der im Viersekundentakt ein Betonlaster an einem Vorbeirast.

Nachdem ich die Armeeschule hinter mir gelassen habe sah ich dann zum ersten Mal von Nahem, diesen ganzen Hausbauwahn. Ich befand mich auf einer riesigen gut gepflegten Wiese mit etwa fuenfhundert riesigen Villen, alle in angenehmen Gelbtoenen gehalten. Jede kostet sicher einiges an Geld. In der Mitte der Wiese befindet sich das „Fitnesscenter – Luxor“ Ein Bau, Nachempfunden, einem Aegyptischen Palast. Wahnsinnig!!!

Beim Eingang wurde ich vom Securitz Personal aufgehalten, als ich dann erklaerte, dass ich das Soros Center suche waren sie sehr freundlich. Sogar so freundlich, dass sie das Auto der Security fuer das Villenviertel holten und mich durch die Villen zum Soros Center fuhren. Dieses befand sich noch im Fruehling in einem schoenen kleinen alten Haus in der Stadt. Weil aber dort ein Hochhaus gebaut wird wurde es abgerissen. Jetzt befindet sich das Center voruebergehend in einer dieser Villen. Eigentlich, wie Valeria spaeter bestaetigte nicht der ideale Platz fuer etwas kritische moderne Kunst.

Ich habe mir die Ausstellung(Transformation of Space) von den schon einmal erwahnten Englaendern angeschaut , war aber nicht ueber alle Masse begeistert. Nach einem langen Gespraech mit Valeria Ibraeva und einem Kaffee, konnte ich mich mit einer Sammlung DVDs in ein Zimmer zurueckziehen, wo ich dann gute Almatinerkuenstler betrachten durfte. Und da hatte wirklich eine Menge guten Materials dabei. Anschliessend kamen Ch.Steinbrecher und der Newyorker . Sie haben die amerikanische Delegation des selbigen Konsulates zur Besichtigung eingeladen. Die Leute waren mir schon auf den ersten Anblick unsympathisch. Nicht weil sie Amerikaner sind. Ich habe mich gleich ins Buero zu Valeria Alya einem dritten Angestellten zurueckgezogen. Da gab es Bier und Likoer zu trinken. Wir fanden bald einen gemeinsamen Nenner und laesterten ueber die Amerikaner. Es war ein sehr inspirativer Abend, welcher anschliessend noch in einem tuerkischen Restaurant zu ende gebracht wurde.