Kaum bin ich wieder aus Kasachstan zurück, schon sehe ich (leider) wieder unglaublich negatve Punkte in der Schweiz. In Almaty, wenn ich Unterhaltungen hatte überkam mich oftmals ein Gefühl des Stolzes über die Schweiz und deren Errungenschaften. Ich konnte über die direkte Demokratie und ein soziales Land berichten, welches auch Ärmeren und „schwächeren“ eine Chance gibt. Auch über Schokolade, Uhren und Roger Federer musste ich erzählen, denn das sind die Geschichten mit einem grossen Werbeeffekt.
Hätte ich aber von einer neuen IV Revision berichtet hätten mich vermutlich viele Leute ziemlich doof angekuckt. Tatsächlich habe ich mich noch nicht in die Abstimmungsvorlage vertieft um Gegenargumenteherauszusuchen und diese zu prräsentieren. Das können PolitikerInnen auch für mich übernehmen. Ich versuche vielmer einen mehr oder weniger grossen Menschenverstand anzusprechen, welcher sich vor Augen führt, was auf solche Abstimmungskampagnen wie der Aktuellen folgt. Es ist eine Hetze, die immer nur von Missbrauch spricht. Wie gewohnt in grossen Buchstaben, damit plakativ auch jeder x-Beliebige manipuliert werden kann. Wir haben hier in der Schweiz noch viel an sozialen Einrichtungen und sozialen Integrationssystemen, doch wer viel hat, der hat auch viel zu verlieren. Und die Schweiz ist auf bestem weg ihre sozialen und humanitären Traditionen zu opfern.
Auch in unserem „grossen Nachbarskanton“ wurde eine ähnliche Debatte vor ein paar Jahren geführt und dann auch umgesetzt. Sie heisst Hartz IV und führte nirgendwohin.
Ich persönlich bestreite nicht, dass die IV in der Schweiz missbraucht wurde, denn tatsächlich viel es den Arbeitgebern in den letzten Jahren und Jahrzehnten leicht, problematische Arbeitskräfte mit einer IV zu versorgen, dafür war das Problem oft für beide Seiten gelöst. Ein oft ins Feld geführtes Argument, welches jetzt immer von Reintegration der Arbeitskraft spricht und damit konkret Menschen mit Behinderungen oder psychischen Krankheiten zur vollständigen oder Teilweisen Arbeitsfähigkeit zwingen möchte löst das Problem nicht! Ein Mensch, der schon längere Zeit aus dem Arbeitsprozess ausgestiegen ist, der kann nicht einfach so ohne Weiteres Reintegriert werden. Und im psychischen Bereich ist es noch viel komplizierter, denn viele Menschen erfahren psychische Probleme gerade in der Arbeitswelt, weil sie sich überarbeiten, an einem Burnout leiden oder einen völlig ungeeigneten Job machen, bei dem sie früher oder später unter Folgeerkrankungen leiden werden.
Ich finde es falsch, aufgrund des Sparens ein System wie die IV auf Kosten der Schwächsten zu reformieren. Wichtiger und richtiger fände ich eine landesweite Debatte um die Sozialsysteme, das Gesundheitswesen und die Arbeitswelt, bei der der einzelne Mensch das Zentrum darstellt.
Hier noch die Postkarten des SGB, die für Furrore gesorgt haben:
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